Seit nunmehr 10 Jahren wird auf dem Hofgut Appenborn Keramik in einem holzbefeuertem Ofen gebrannt.
In Zeiten von durch Computerprogrammen gesteuerten Produktionsprozessen ein wahrlich archaisch anmutendes Verfahren.
Wenn es schnauft, rasselt, stöhnt und nach Luft schnappt und der Kamin den “Fuchs”zeigt, dass heißt eine Flamme ist oben am Kamin zu sehen, wird mal wieder der Holzbrandofen auf dem Hofgut Appenborn geheizt. Der Brennofen, ein sogenannter „Train Kiln“, hat die Form einer Lokomotive und schnauft auch wie eine alte Lok, die mühsam Fahrt aufnimmt, wenn Holz aufgelegt wird.
Anläßlich des 10-jährigen Bestehens des Ofens, zeigen die Werkstätten Karl Heinz Till, Karin Schweikhard u. Michael Limbeck, Sebastian Scheid u. Sigi u. Charlotte Böhmer in einer Atelierausstellung auf dem Hofgut Appenborn ausschlieslich Holzbrand Arbeiten aus dem Train Kiln.
Auch wenn alle Keramiker*innen mit dem gleichen Material arbeiten, alle Arbeiten im gleichen Ofen gebrannt werden, so unterscheiden sich die Arbeiten jedoch deutlich. Jeder der Beteiligten hat eine eigene Handschrift und so wird hier eine einzigartige Keramikausstellung präsentiert.
Neben glasierten Arbeiten – überwiegend Shino und Seladonglasuren – werden auch viele Arbeiten zu sehen sein deren Oberfläche einzig aus geschmolzener Asche und Soda besteht.
Zu sehen ist diese Ausstellung auf dem Hofgut Appenborn in 35466 Rabenau am
Und so verläuft ein Brenntag:
24.03.2023, der 44 Brand.
Morgens 03.15 Uhr, vom Anheizen am vorherigen Nachmittag hat der Ofen noch 160° Appenborn liegt in tiefer Dunkelheit, kein Laut zu hören. Jetzt den Kaminschieber aufziehen und den Ofen wieder anheizen. Die nächste halbe Stunde immer wieder kleine Holzstücke in der kleinen Feuerung nachlegen, die Temperatur darf nur ganz langsam ansteigen, sonst würden die Keramiken platzen.
04.30 Uhr, ganz langsam klettert die Temperatur und das erste Auto fährt vorüber.
06.00 Uhr, die Temperatur ist auf 360° gestiegen, es wird langsam hell und der Glutberg wächst .
07.00Uhr, so langsam nimmt der Trainkiln Fahrt auf. Die Temperatur steigt kontinuierlich und genauso stetig muß jetzt Holz nachgelegt werden.
09.00 Uhr, das Thermometer klettert auf 700°, die Gefahr das Stücke platzen könnten ist gebannt und wir können ordentlich einheizen, schließlich wollen wir ja noch auf ca. 1300° kommen.
Erfahrungsgemäß müssen wir zwei „Temperaturhürden“ nehmen. Bei 1000° und bei 1200° Die 1000° ( gemessen wird immer an der kältesten Stelle, vor dem Kamin) sind problemlos um 11.00 erreicht und die ersten Segerkegel ( Segerkegel sind kleine Keramikstifte die bei einer genau definierten Temperatur schmelzen und so eine exakte Auskunft über die Temperatur im Ofen geben)
direkt hinter der Feuerung fallen schon. Der Temperaturunterschied ist noch sehr groß . Der Ofen wird immer hungriger und oberhalb 1000° verwenden wir Hartholz. Die Temperatur steigt jetzt schnell, der Glutberg wächst genauso schnell und im Ofen herscht eine sehr starke Reduktion. Und dann, bei knapp 1200° „ hängt“ der Ofen, Die Temperatur steigt nicht mehr. Nach einer halben Stunde nehmen wir einen Stein aus der unteren Feuerung, es kommt mehr Sauerstoff in die Feuerung aber immer noch nicht genug, der Glutberg ist immer noch zu groß. Nach einer weiteren halben Stunde und immer noch 1200° ziehen wir den Schieber weit auf – ¾ geöffnet – und auf einmal beginnt die Temperatur zu steigen. Langsam, aber stetig. Um 15.00 fallen die ersten Kegel im hinteren Bereich und bei gemessenen 1240° um 16.00 Uhr lässt die Anspannung langsam nach. Wir können anfangen zu salzen. Jetzt heißt es geduldig zu sein und stetig weiterheizen. Der Ofen rauscht, hat seinen Rhythmus gefunden und in der langsam einsetzenden Dämmerung zeigt sich der Fuchs .Wichtig ist es, eine lange Zeit bei hoher Temperatur zu heizen. Um 19.00 Uhr letztes Salz, wir feuern noch eine knappe Stunde weiter. Nach dem letzten Holzstück lassen wir den Ofen bis auf 1000° runterbrennen bevor wir alles verschließen. Jetzt beginnt das lange Warten, in drei Tagen können wir den Ofen öffnen.
Sa. 4.u So. 5.Nov. sowie Sa. 11. u. So. 12. Nov. 2023 jeweils von 14 – 17:30 Uhr
sowie nach tel. Vereinbarung 0151 65782280 oder email Karl-Heinz-Till@t-online.de
Vernissage : Sa. 4.Nov.2023 um 15 Uhr
Weitere Informationen: www.Karl-Heinz-Till.de