Der NABU/VNULL Langd hatte zu einer Spechtwanderung eingeladen. Bodo Fritz, Schutzgebietsbetreuer und Vogelbeauftragter Hungen konnte am Sonntagmorgen 7:00 Uhr 12 Vogelfreunde zu dieser Wanderung begrüßen.
Die Wälder um Langd sind aus der Forstwirtschaft ausgeschlossen und dienen der Biodiversität in unserer Region. Naturbelassene Wälder, die Anreicherung von Totholz zählt heute schon für den Urwald von morgen, sie bieten wertvolle Lebensräume für unzählige, unterschiedliche Tier- und Pflanzengesellschaften.
Das Vorkommen von Biotopbäumen, auch Habitatbäume, stehend und liegend sind für viele waldtypische Pilze und Insektenarten wichtig zur Entwicklung ihrer Art.
Am Vereinsheim machte Fritz eine Einführung an Hand von verschiedenen Specht- Tierpräparaten, welche Aussehen und Größe der in unseren Wäldern vorkommenden Spechte verdeutlichte.
Mit einer Klang-Attrappe gingen die Vogelfreunde an einem Streuobst- Wiesenbestand vorbei, hier konnten sie einer Rufreihe des zweitgrößten Spechtes (dem Grünspecht) lauschen.
Weiter ging es in den Wald “Katzenberg”, der als strukturreiches Waldgebiet für alle Spechtarten ein wahres Eldorado darstellt.
Durch zu wenig Niederschlagswasser seit 2018 bis heute, sind viele Baumarten zum Absterben gekommen. Sie dienen jetzt den Spechten als wichtiger Lebensraum. Der “Höhlenbaum” von verschiedenen Spechtarten sorgt für Wohnraum für Vögel, Fledermäuse, Eulen, Baummarder und anderen Tiergruppen. Sie alle haben eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung in den Waldgebieten um Langd.
Fritz erwähnte, die verschiedenen Baumhöhlengrößen, die man den Spechtarten zuordnen kann, kleine Spechthöhlen die auch an dicken Seitenäste von Eichen und Weichholz-Baumarten vorkommen sind dem Kleinspecht sowie dem Mittelspecht zuzuordnen.
Mit dem Abspielen von Spechtlauten konnte die Gruppe auch diese beiden Spechtarten hören und sehen.
An den abgestorbenen Buchen, gibt es mehrere, untereinander vorkommende Spechtlöcher, wo auch der größte Specht (der Schwarzspecht) seine Höhle gebaut hat; dieses kann man an dem großen ovalen Einflugloch erkennen.
Fritz stellte die Frage, wie lange ein Schwarzspecht für den Bau seiner Bruthöhle benötigt? Er erläuterte, dass Männchen und Weibchen, die sich beim Außenbau abwechseln, ca. 3-4 Wochen tätig sind. Der Innenausbau ist dann die Aufgabe des Weibchens.
An Buchen sind bis zu 17 Schnabelhiebe nötig, um einen einzelnen Holzspan zu lösen. ca. 10.000 Späne fallen für eine Schwarzspechthöhle an, das ergibt eine Gesamthiebleistung von ca.170.000 Hiebe. Diese sind nötig, um die 11 cm lange, 3-5mm dicken Holzspäne zu lösen, ca. 100 Schläge pro Minute, somit ist der Schwarzspecht der “Zimmermann des Waldes”.
Die großen Schwarzspechthöhlen werden von Dohlen, Hohltaube, Eulen und Fledermausarten aufgesucht, der Schwarzspecht benutzt seine Höhle 2-3 Jahre lang, vorausgesetzt, dass der Baum so lange stehen bleibt!
Es ist wichtig, auch in bewirtschafteten Wäldern die Höhlenbäume zu belassen, in Wäldern wo Verkehrssicherung zählt, kann man die Totholzkronen kappen sodass der Stamm stehen bleibt. Die vielen Bunt- und Grauspecht-höhlen werden bis zu 60 % von Staren bewohnt. Die Gruppe konnte beobachten wie Stare Nistmaterial in die Baumhöhlen einbrachten.
Wegen der morgendlichen kalten Temperatur von 5 Grad, mit kalten Windböen, haben sich die Spechte mit ihren Aktivitäten, Klopfleistung und Rufreihen zurückgehalten, da auch das Brutgeschäft schon im vollen Gange ist.
Im unteren Teil des Katzenbergwaldes in Nähe des Bibergrabens konnte die Gruppe den Ruf des Grauspechtes noch wahrnehmen. Fritz erwähnte, dass der Grauspecht zu den stark gefährdeten Arten zählt. Durch den großen Alt- und Totholzanteil finden die Spechte und Vögel gute Nahrungsbedingungen für die Aufzucht ihrer Jungen.
Rotmilan, Dohlen, Kleiber, Buchfink, Kohlmeise und Zaunkönig konnten im Wald zugeordnet werden. Aber der Bestand aller Vogelarten hat sehr stark abgenommen, wir sprechen heute schon von ca. 80 %.
Am Waldrand in Richtung Dorf konnten die Vogelfreunde eine weibliche Kornweihe beobachten, die auf ihrem Zug, in ihr Brutgebiet, Richtung Osten flog und in 6 m Höhe auf den landwirtschaftlichen Flächen auf Nahrungssuche war. Diese Art kommt bei uns nur auf ihrem Zug vor, somit ist das für viele Vogelfreunde ein sehr schöner, seltener Anblick.
An dem Vereinsheim angekommen bedankte sich Fritz bei den Frühaufsteher, die sich wiederum für eine außergewöhnliche Spechtführung bedankten.
Zum Abschluss wurde auf die Vogelstimmenwanderung mit anschl. Zwitscherfrühstück am 27.04.25 zum Vogel des Jahres (der Hausrotschwanz) nochmal hingewiesen.
Anmeldung ist erwünscht.
(Bodo Fritz)