
Gambach – Im Rahmen einer Exkursion besuchten Studenten des Institutes für Archäologische Wissenschaften der Johann Goethe-Universität in Frankfurt am Main zusammen mit ihrer Professorin, der Archäobotanikerin Prof. Astrid Stobbe, den Aussiedlerhof der „K-Familie“ von Landwirt Karsten Jung in Münzenberg-Gambach.
Zur Exkursion eingeladen hatte der Gambacher Nebenerwerbslandwirt Wilfried Stranz die Studentengruppe mit ihrer Professorin, der gemeinsam mit Prof. Stobbe im „Weltackerprojekt“ in Friedberg ehrenamtlich tätig ist.
Jung begrüßte die Gruppe Freitagvormittag auf seinem traditionell bewirtschafteten Aussiedlerhof außerhalb des Dorfes inmitten seiner Ackerflächen. Jung beschrieb den Studenten die Situation seines Hofes detailliert, sowohl den Ackerbau als auch die Tierhaltung mit Großvieh in Ställen und die Eierproduktion mit Hühnern in mobilen Volieren mit Auslauf. Das Futter für die Tiere des Betriebs werde selbst produziert. Dabei achtet Jung auf eine variable Fruchtfolge auf seinen Äckern und legt großen Wert auf Humusbildung in seinen Böden.
Bei der Humusbildung wird „das Treibhausgas“ Kohlenstoffdioxid aus der Luft entfernt und im Boden in Kohlenstoffverbindungen gespeichert (carbon capture and storage). Böden mit Humus können viermal so viel Kohlenstoff speichern wie die oberirdische Vegetation und mehr als doppelt so viel wie die Atmosphäre. Damit „reinigen“ Landwirte die Luft, die wie Jung, auf gute Humusbildung in ihren Böden achten und vermindern den „Treibhauseffekt“.
Verschiedene Leguminosen Arten, entweder als Haupt- oder Zwischenfrucht, sorgen durch ihre Symbiose mit Knöllchenbakterien im Wurzelbereich für Stickstoffanreicherung im Ackerboden. Davon profitieren anschließend durch Fruchtwechsel Weizen, Gerste, Hafer, Raps und Mais. Jung spart sich dadurch zum Teil den teuren Zukauf von künstlichen Düngemitteln. Gülle liefert er nach Berstadt in die Biogasanlage und erhält als Nebenprodukt der Biogaserzeugung nährstoffreichen Kompost zur Düngung der Äcker. Wegen der bestehenden Seuchengefahr durften die Ställe nicht besichtigt werden. Daher wurden bei einem Spaziergang durch Felder um den Aussiedlerhof die Bearbeitung der Böden und weitere Einzelheiten der Fruchtfolge mit Regulation des Unkrauts erklärt.
Als die Gruppe ein Baumstück des Nebenerwerbslandwirtes Wilfried Stranz erreichte, erklärte Stranz den Nachwuchsarchäologen den Stellenwert einer Streuobstwiese mit alten hochstämmigen Obstbäumen im Naturhaushalt. In Summe mit den verschiedenen regionalen Apfelsorten gebe es über 2000 Apfelsorten in Deutschland. Leider finde man im Handel diese Sortenvielfalt in keiner Obstabteilung. Im Handel werden dem Verbraucher in der Regel lediglich fünf bis sechs der bekannten Sorten wie Elstar, Cox Orange, Golden Delicious, Jonagold, Granny Smith und Boskoop verkauft.
Am Ende bekamen alle Exkursionsteilnehmer einen Imbiss mit verschiedenen Würstchen aus dem Hofladen der Familie Jung und zum Aufwärmen heißen Apfelsaft vom „Obsthof Stranz“. Im Hofladen werden neben Fleisch und „Hausmacherwurst“ weitere Waren aus der landwirtschaftlichen Eigenproduktion wie Eier, Nudeln, Kartoffeln, Sonnenblumenöl, Mehl und Apfelchips angeboten.