Hungener Tafel versorgt wöchentlich über 350 Haushalte
Nach dem Bezug der Räume im Gebäude der ehemaligen Poststelle in Hungen, kann die Hungener Tafel mit ihrem Team aus 65 Ehrenamtlichen deutlich mehr Haushalte unterstützen als zuvor. Der große Vorteil – neben der größeren Fläche – ist der barrierefreie Zugang ohne Aufzug. Interessiert an der sozialen Situation vor Ort, nutzten die Hungener Grünen die Gelegenheit, sich von Koordinator Tobias Lux und der Leiterin der Regionalen Diakonie, Sigrid Unglaub, Abläufe und Zusammenhänge erläutern zu lassen.
„Ich finde es erstaunlich, dass es bei so vielen ganz unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzern möglich ist, ganz individuelle Körbe zusammenzustellen“, zeigte sich Christian Zuckermann, Vorsitzender der Hungener Grünen, überrascht. „Bei der Tafel geht es grundsätzlich um den sparsamen Umgang mit Lebensmitteln“, erläuterte Koordinator Lux. „Da werden keine Sachen eingepackt, die die Haushalte nicht mögen oder z.B. aus kulturellen Gründen nicht essen dürfen“. Alle haben feste Abholtage und Abholzeiten, so kann die Auslastung auch an die Verfügbarkeit der Mitarbeitenden angepasst werden. Die meisten Haushalte mit Unterstützungsbedarf kämen übrigens aus dem Bereich Alleinerziehende oder verwitwete Rentnerinnen. Die Bezugsberechtigung werde regelmäßig geprüft, erläuterte Lux. Auch wenn die Quellen beim Einkommen sehr unterschiedlich sind, geht es am Ende um die Verfügbarkeit in der Größenordnung Bürgergeld.
„Gibt es eigentlich auch Abmeldungen, oder bleiben die meisten Kunden dauerhaft in ihrer sozialen Notlage“, wollte Wolfgang Macht, Grünen-Fraktionsvorsitzender im Stadtparlament, wissen. Durchaus, meinte Koordinator Lux. Es sei bemerkenswert, dass in letzter Zeit die Abmeldungen zunehmen so dass Berechtigte von der Warteliste nachrücken können. Wir sehen, dass immer mehr Geflüchtete in Arbeit kommen, nachdem sie ihre Deutschkurse erfolgreich abgeschlossen haben. Dann benötigen sie die Unterstützung der Tafel nicht mehr.
Die zu verteilenden Waren werden von Ehrenamtlichen der Tafeln bei Supermärkten oder Bäckereien der Region eingesammelt. Deutschlandweit übrigens ca. 250.000 Tonnen pro Jahr. Da wird deutlich, welcher Sinn hinter dem Leitspruch der Tafel-Bewegung steckt: „Lebensmittel retten, Menschen helfen“.
Die Finanzierung der Tafel erfolgt komplett über Spenden. Auch die Sozialberatung, die gerne von der Tafel-Klientel in Anspruch genommen wird. Hier wird u.a. gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht, laufende Lebenshaltungskosten der Klienten zu senken. Aus Eigenmitteln, also letztlich der Kirchsteuer, kann die Diakonie diesen Aufwand nicht decken. Sigrid Unglaub hofft, dass auf mittlere Sicht der Aufwand für die Sozialberatung von Stadt und Landkreis Gießen übernommen werden. Bei Räumlichkeiten wie in Hungen kommen zu den Betriebskosten nicht unerhebliche Mietkosten für die Räumlichkeiten in der früheren Post-Station dazu. Daher ist die Diakonie besonders dankbar, dass die Stadtverordneten der Stadt Hungen schon vor zwei Jahren beschlossen haben, die örtliche Tafel auch finanziell zu unterstützen. Dennoch bleiben Spenden von Organisationen, Privatpersonen oder Unternehmen die wichtigste Einnahmequelle. „Nicht selten“, erläutert Tobias Lux, „rufen Leute z.B. bei runden Geburtstagen oder anderen Festen dazu auf, nicht irgendwelche Rumsteherchen zu verschenken, sondern stattdessen für die örtliche Tafel zu spenden“. Den Tipp haben die Hungener Grünen auch gleich für ihren internen Verteiler umgesetzt: Das Spendenkonto der Hungener Tafel lautet:
DE43 5135 1526 0000 0165 01. Verwendungszweck: Spende für Tafel GG-Hungen