Hof – Der Dokumentarfilm „Zeppelin oben rechts“ über das Atelier23 der Lebenshilfe Gießen hat die 58. Internationalen Hofer Filmtage eröffnet. Die Reaktion des Premierenpublikums zeigte, dass der Dokumentarfilm über die inklusive Künstlergemeinschaft eine Strahlkraft weit über die Lebenshilfe hinaus hat. Es ist ein Film für die große Leinwand und das große Publikum. Bei der Premiere im Scala-Kino in Hof wurde gelacht, geträumt, geschmunzelt und geweint. Klar war, dies ist ein Film, der berührt. Und das gelingt, weil Regisseur dem Zuschauer vertraut und gänzlich auf Kommentare aus dem Off verzichtet.
Im Mittelpunkt stehen die Künstler*innen des Ateliers mit ihrer Arbeit. Es ist kein Werk über Behinderung, sondern über das gemeinsame Arbeiten und Leben in einer Gemeinschaft von Menschen mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen und Perspektiven. „Der Film zeigt, was es bedeutet, Künstler*in zu sein und einen anderen Blick auf die Welt einzunehmen“, sagte eine Kinobetreiberin aus Hannover nach dem Ende des Films. Sie und ihrem Partner seien während des Films immer wieder Tränen über die Wangen gelaufen. Der Film habe alles, was ein guter Film haben müsse, er erzähle spannende und berührende Geschichten in faszinierenden Bildern.
Beim Nachgespräch vor dem Kino war man sich einig, dass es eine mutige Entscheidung der Jury war, einen Dokumentarfilm zur Eröffnung der 58. Hofer Filmtage zu zeigen. „Zeppelin oben rechts“ mache deutlich, dass ein Dokumentarfilm dieselbe fesselnde Kraft haben könne wie ein Spielfilm. Möglich wurde dies durch die behutsame Annäherung des Regisseurs an seine Protagonisten. „Der Film wird ein großes Publikum erreichen, da der Filmemacher den Künstler*innen Raum gibt, er tritt völlig zurück und lässt die Menschen sprechen“, beschrieb ein Festivalbesucher die Leistung von Duerr und ergänzte: „Und weil er den Raum ermöglicht, nehmen die Künstler*innen den Raum auch ein.“ Lena Kasperski bestätigte dies: „Olli ist einfach eine coole Socke! Es war dann irgendwann egal, ob da eine Kamera war oder nicht. Das Schöne an dem Film ist, dass er so authentisch ist wie wir es sind.“
Beim Pressegespräch am Tag nach der Premiere erklärte Festivalleiter Thorsten Schaumann, was für ihn ausschlaggebend für die Wahl von „Zeppelin oben rechts“ als Eröffnungsfilm war: „Als ich den Film das erste Mal sah, stellte sich ein besonderes Gefühl ein, das über lange Zeit bestehen blieb. Wir haben als Jury über 2.000 Filme gesichtet und die Begeisterung für diesen Film hielt an. Mir war klar: Dieser Film ist eine wahre Inspirationsquelle für unser Leben – und der perfekte Auftakt für die 58. Internationalen Hofer Filmtage.”
Auch die Künstler*innen des Ateliers23, vertreten durch Jens Bleckmann, Birgit Gigler, Mirka Holsteinová, Lena Kasperski und Eric Kosuch, waren überwältigt vom Premierenabend, bei dem die Zuschauer mit Standing Ovations ihre Begeisterung für den Film gegenüber den Protagonisten, Olli Duerr sowie Produzentin O’Connor zu Ausdruck brachten. Die Künstlerinnen und Künstler absolvierten zusammen mit dem Atelier-Leitungsteam Andrea Lührig und Felix Lachmann diverse Interviews und Gesprächsrunden. Für alle war es ungewohnt, sich selbst auf der großen Leinwand vor 400 Kinogästen zu sehen. „Aber“, so Lena Kasperski beim Publikumsgespräch mit einem Schmunzeln, „man könnte sich daran gewöhnen“. Man darf gespannt sein, wie es nun weitergeht. Sowohl für die Künstler*innen als auch für das Atelier. Klar ist, dass der Film und das Atelier viele neue Freunde in Hof gefunden hat. Weitere Informationen über das Atelier23 auf www.atelier23-giessen.de. Den Film “Zeppelin oben rechts” können sich Interessierte auf https://stream.hofer-filmtage.com/movies/zeppelin-oben-rechts bis zum 4. November kostenpflichtig als Stream ausleihen.