Jede volle Stunde Start zur neuen Runde – Andreas Läufer testet das Format „Backyard Ultra“

45
Andreas Läufer am Start - jede volle Stunde wieder neu

Der Backyard Ultra ist eine extreme Form des Langstreckenlaufs über eine unbeschränkte Zahl an Runden, bei dem eine Runde 4,167 Meilen (6,706 Kilometer) lang ist, und die Läufer jeweils genau eine Stunde Zeit haben, um je eine Runde zu laufen.

Im Unterschied zu üblichen Laufwettbewerben gewinnt nicht die Person mit der schnellsten Zeit – Sieger wird, wer nicht aufgibt.

Der Wettkampf fordert den Teilnehmern besondere physische und psychische Leistungsfähigkeit ab: Im Gegensatz zu anderen Wettläufen wissen Teilnehmer hierbei nicht vorweg, welche Distanz (wie viele Runden) insgesamt gelaufen werden muss. Ein besserer Schlussrang im Wettkampf kann nur erreicht werden, indem andere Läufer aufgeben. Auf schnelle Läufer wirkt oft zermürbend, dass sie ihre Stärke nicht ausspielen können: Sie können keine langsameren Läufer abhängen – denn nach jeder erfolgreich absolvierten Runde herrscht Gleichstand mit den verbliebenen Läufern.

Bei Backyard Ultras treten vor allem zwei Probleme auf: Genügend Regenerationszeit zu erhalten, und ein konsistentes Tempo zu laufen. Ein zu großes Lauftempo verbrennt die Reserven, während ein zu langsames Tempo keine ausreichenden Erholungspausen zulässt.

Der Rekord für Frauen liegt bei 68 Runden (rund 456 km). Der Rekord in der Männerwertung wurde 2023 beim Big’s Backyard Ultra erzielt. Es gewann der 47-jährige Harvey Lewis mit 108 Runden, was gut 724 km entspricht.

Am Freitag, 4. Oktober trafen sich 92 „Backyard-Verrückte“ am Rande des Taunus zwischen Limburg und Lorch/Rhein im kleinen, weniger als 500 Bürger zählenden Rettert. Hier startete die erste Runde um 20 Uhr, es wurde also in die Nacht hinein gelaufen.

Um Mitternacht starteten 71 „Backyarder“ auf die 5. Runde. Mit dabei auch Andreas Läufer vom TSV Krofdorf-Gleiberg, der die bisherigen 4 Runden in unterschiedlichem Tempo unterwegs war, um bis zum nächsten Startsignal mehr oder weniger Pause für Verpflegung, Kleiderwechsel oder einfach nur zum Ausruhen zu haben.

Diese fünfte Runde zeigte, dass der Geist der Fairness bei den Läufern noch ganz groß geschrieben wird: Läufer hatte seine Stirnlampe, die auf der Strecke mitten durch den Wald und bei teilwiese sehr trailartigen Abschnitten eigentlich unentbehrlich war, während seiner kurzen Pause nach Runde 4 am Verpflegungspunkt abgesetzt und zum Start um Mitternacht schlichtweg vergessen. Auf der Strecke fragte ihn ein Konkurrent, ob er seine Lampe verloren hätte und er ihn mit seinem Licht begleiten könne. Welch sportliche Geste! Nur dem Nürnberger Tim Fischer hatte er es zu verdanken, dass er diese Runde innerhalb der geforderten 60 Minuten bewältigen konnte.

Nach der 6. Runde, also nach 40,23 Kilometer strich er mit noch 11 weiteren „Backyardern“ die Segel und ließ damit 26 Konkurrentinnen und Konkurrenten hinter sich. Für die Premiere bei diesem Laufformat eine solide Leistung, die sicherlich für das nächste Jahr ausbaufähig ist.

Katja Dasbach von Katjas Laufzeit gratuliert Andreas Läufer zur Premierenleistung mit 6 Runden auf über 40 Kilometer und 619 Höhenmeter.

Hintenraus wird’s beim Backyard zäh, so kommentierte Katja Dasbach von „Katja´s Laufzeit“ die letzten Runden mit einem immer kleiner werdenden Teilnehmerfeld. Letztendliche konnte der Franzose Paul Moog (26 Runden mit insgesamt 174,34 Kilometer) sich den dritten Sieg in Folge holen. Die Frau mit den meisten gelaufenen Runden ist Joanna Tallmann aus Neustadt (Wied) (25 Runden; 167,64 Kilometer).