Wie fahrradfreundlich sind die Kommunen im Gießener Land? Die Antwort können Bürgerinnen und Bürger jetzt selbst geben – beim Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs.
Ende 2020 hat der Landkreis Gießen ein Radverkehrskonzept beschlossen, 2024 wurde ein Nahmobilitätsbeauftragter beim Kreis eingestellt. 90% der Einbahnstraßen sind im Landkreis für Radverkehr in Gegenrichtung freigegeben und viele Kommunen haben zumindest vereinzelt die Fahrradabstellplätze an öffentlichen Gebäuden verbessert. Doch beim Ausbau von Radrouten zwischen den Ortschaften bewegt sich seit Beschluss des Radverkehrskonzeptes wenig, obwohl Fördermittel bereitstehen und die Asphaltierung von Wirtschaftswegen eine vergleichsweise schnell umsetzbare Maßnahme für die Kommunen wäre. Noch immer steht auch eine flächendeckende Rad-Wegweisung in Stadt und Landkreis Gießen aus, wenngleich die Planung dieser Beschilderung schon seit Anfang des Jahres abgeschlossen ist. Es ist eine durchwachsene Bilanz, die der ADFC Gießen zieht, wenn er auf die Radverkehrsförderung der letzten Jahre blickt.
Doch wie beurteilen die Radfahrerinnen und Radfahrer, die täglich mit dem Rad unterwegs sind, die Situation in den 18 Gemeinden des Landkreises? Dies möchten der ADFC und das Bundesverkehrsministerium derzeit im Fahrradklimatest 2024 herausfinden. Bei der Onlinebefragung unter https://fkt.adfc.de können alle abstimmen, wie die Situation in der eigenen Stadt oder Gemeinde ist. Wer in mehreren Gemeinden regelmäßig unterwegs ist, darf auch mehrere Kommunen bewerten. Der Fahrradklimatest ist weltweit eine der größten Umfragen zur Fahrradfreundlichkeit und findet alle zwei Jahre statt. Die fahrradfreundlichsten Städte in Deutschland werden im Frühjahr 2025 in Berlin ausgezeichnet. Dass eine Kommune aus dem Landkreis Gießen die Auszeichnung erhält, dürfte aber unwahrscheinlich sein. Beim Fahrradklimatest 2022 belegten die Städte und Gemeinden des Landkreises nur Plätze im Mittelfeld. Am besten haben die Radfahrenden damals die Situation in Buseck (Note 3,3), Wettenberg (3,7) und Gießen (3,7) beurteilt. Es folgten Linden und Grünberg (beide 3,9) sowie Pohlheim (4,0). Schlusslicht waren Reiskirchen (4,4) sowie Biebertal und Lollar (beide 4,3). Die übrigen Kommunen des Kreises kamen wegen zu geringer Teilnahme nicht in die Wertung.
Der Fahrradclub führt den ADFC-Fahrradklima-Test 2024 zum elften Mal durch. Neben den Basisfragen – beispielsweise zum Sicherheitsgefühl beim Radfahren und zur Oberflächenbeschaffenheit der Radwege – gibt es in diesem Jahr Zusatzfragen zum Miteinander im Verkehr. Hier geht es etwa darum, wie Radfahrende das Verhalten von anderen Verkehrsteilnehmenden bewerten, ob es rücksichtsvoll zugeht und ausreichend Überholabstand eingehalten wird.
„Sowohl für die Kommunen als auch für den ADFC ist es wichtig, derartige Rückmeldungen von den Radfahrenden zu bekommen“, so der ADFC-Vorsitzende Dr. Walter Lenz. Dass die Behörden die Ergebnisse als Anlass zum Handeln auffassen, könne man beispielsweise in Fernwald-Steinbach sehen, wo auch aufgrund der Hinweise aus dem Fahrradklimatest das Parken in der Hauptstraße neu geregelt und so die Sicherheit auf der Radroute nach Lich verbessert wurde. In Wettenberg am Westpark und in Linden an der Gießener Pforte wird auch aufgrund der Anregungen im Fahrradklimatest die Ampelschaltung bald fahrradfreundlicher. Auch in Gießen wurden immer wieder Verkehrsführungen verbessert, die im Fahrradklimatest kritisiert wurden. „Gerade die Freitextkommentare am Ende der Befragung helfen uns, Einblick zu bekommen, wo aus Sicht der Radfahrenden der größte Handlungsbedarf ist“, so der Vorsitzende des ADFC Gießen.
Hier können die Kommunen im Gießener Land bewertet werden: https://fahrradklima-test.adfc.de