„Boah, ich seh‘ ja gar nix mehr!“, platzt es aus dem Teenager heraus. Gerade hat er sich eine Simulationsbrille aufgesetzt, mit der Augenkrankheiten und Seheinschränkungen im Alter nachgestellt werden können. Gemeinsam mit Betreuungsassistentin Andrea Heinl geht er anschließend die Treppe der Aula der Gesamtschule Gießen-Ost hinauf. Was sonst so einfach ist, ist mit dem eingeschränkten Sichtfeld plötzlich eine Herausforderung.
Die Simulationsbrille war ein Teil der Berufswahlmesse, die kürzlich an der Ostschule stattfand. Zusammen mit ihren Kolleginnen Juliane Vogel und Babett Naumann informierte Andrea Heinl die Schülerinnen und Schüler über Karrieremöglichkeiten bei der Gesellschaft für diakonische Altenhilfe Gießen und Linden. „Natürlich hat man im Alter nicht nur Einschränkungen beim Sehen. Die feinmotorische Leistungsfähigkeit nimmt ab, Bewegungen fallen schwerer. Wir sind da, um zu unterstützen“, erläutert Babett Naumann, Wohnbereichsleiterin im Altenhilfezentrum Johannesstift. Als Praxisanleiterin ist sie zudem direkte Ansprechpartnerin für die Auszubildenden. „Es ist ein toller, abwechslungsreicher Beruf“, betont die examinierte Pflegekraft.
Während der Berufswahlmesse hatten Schülerinnen und Schüler ab der Klasse 9 Gelegenheit, Kontakte zu heimischen Unternehmen zu knüpfen und Berufe kennenzulernen, an die sie zuvor vielleicht noch nicht gedacht haben. Informationen zum Ablauf der Ausbildung und Verdienstmöglichkeiten gab es ebenso wie Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag. Manch einer nutzte die Gelegenheit auch, um sich über Praktikumsmöglichkeiten zu informieren, denn im Januar steht für die neunten Klassen das zweiwöchige Betriebspraktikum an.
„Die Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern aus der Ostschule ist geübt“, berichtet Einrichtungsleiterin und Geschäftsführerin Christa Hofmann-Bremer. So läuft aktuell ein Austausch zwischen Bewohnenden und einem Kunstkurs der zwölften Klassen zum Thema Mode aus den 1950er Jahren. Neuntklässler wiederum führen derzeit das Projekt „Soziales Jahr light“ im Johannesstift durch. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner werden dabei einmal pro Woche von den jungen Menschen besucht“, erläutert Juliane Vogel von der Stabstelle Palliative Geriatrie. „Diese Begegnungen sind für beide Seiten sehr bereichernd.“