Gießen – Auf der jüngsten Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Gießen e.V. zeichnete das gemeinnützige Unternehmen Reinhard Schade mit einer besonderen Auszeichnung aus: Er wurde zum ersten Ehrenmitglied in der 65-jährigen Geschichte des Vereins ernannt. Diese Anerkennung würdigt Schades herausragendes Engagement, vornehmlich im Rahmen der durch ihn ins Leben gerufene Oldtimerspendenaktion, die seit 1995 zahlreiche soziale Projekte der Lebenshilfe maßgeblich unterstützt. Die Fahrzeuge, die im Rahmen der Aktion verlost werden, erhält das gemeinnützige Unternehmen stets von großzügigen Unterstützern.
Zündende Idee kam Reinhard Schade bereits 1995
Reinhard Schade, ursprünglich gelernter Elektriker, hat über das Handwerk hinaus eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Nach dem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg studierte er Pädagogik und begann 1988 bei der Lebenshilfe Gießen, wo er sich zunächst neun Monate um die Vermittlung von Praktika und Arbeitsplätzen für psychisch kranke Menschen kümmerte. Danach leitete er für circa zehn Jahre die Reha-Werkstatt in Gießen.
1995 kam ihm die zündende Idee zur Oldtimerspendenaktion. Die Lebenshilfe suchte damals dringend nach einem Kleinbus, erhielt jedoch stattdessen ein altes Feuerwehrauto – ein Opel Blitz Mannschaftswagen von 1971. Inspiriert von dieser Spende rief Schade die Oldtimerspendenaktion ins Leben. Ein Jahr später spendete er ein Goggo-Mobil Coupé. “Und damit kam die Oldtimerspendenaktion ins Rollen”, erinnert sich Reinhard Schade.
Oldtimerspendenaktion: Zahlreiche soziale Projekte ermöglicht
Über die Jahre hat die Oldtimerspendenaktion über 200 Old- und Youngtimer an glückliche Gewinner übergeben. Der Erlös daraus floss in zahlreiche Projekte der Lebenshilfe, darunter die Sanierung des Biolandhofes, die Errichtung neuer Wohnstätten für Menschen mit Behinderungen und die Weiterentwicklung der integrativen Sophie-Scholl-Schule. Besonders stolz ist Schade auf die neue Reha-Werkstatt für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die durch die Aktion realisiert werden konnte. Zuletzt konnte die Lebenshilfe Gießen unter anderem den innovativen Dienst Begleitete Elternschaft – um Eltern mit Handicap ein Zusammenleben mit ihren Kindern zu ermöglichen – mit finanzieller Unterstützung der Spendenaktion ins Leben rufen.
Dirk Oßwald, Vorstand der Lebenshilfe Gießen, betonte in seiner Laudatio: “Reinhard Schades Engagement hat maßgeblich dazu beigetragen, dass viele unserer Projekte Realität werden und die Lebenshilfe Gießen deutschlandweit als ein Motor für soziale Innovationen bekannt werden konnte. Sein unermüdlicher Einsatz ist ein Beispiel für uns alle.” Auch Maren Müller-Erichsen, Vorsitzende des Aufsichtsrats, unterstrich die Bedeutung von Schades Arbeit: “Ohne Menschen wie Reinhard Schade, die mit Herzblut und Leidenschaft hinter ihren Projekten stehen, wäre unsere Arbeit nicht denkbar.”
Auch Prominente wie Günther Jauch spenden
Schade selbst bleibt bescheiden. An 35 Wochenenden im Jahr ist er gemeinsam mit seiner Kollegin Tina Gorschlüter in der Republik unterwegs, um auf Oldtimermessen für die gute Sache zu werben und neue Fahrzeugspender zu gewinnen. Die Bekanntheit seiner Aktion hat mittlerweile ein solches Ausmaß erreicht, dass sogar Prominente wie Günther Jauch oder Urban Priol ihre Oldtimer spenden und die Lebenshilfe auch in Testamenten bedacht wird. “Die Anerkennung in Form dieser Ehrenmitgliedschaft erfüllt mich mit großer Dankbarkeit”, sagt Schade. “Es zeigt mir, dass unsere gemeinsame Arbeit von Wert ist.”
Unermüdliches Engagement: 30. Oldtimerspendenaktion läuft noch bis Januar
Von Reinhard Schades unermüdlichem Engagement zeugt indes auch der Umstand, dass er sich bis heute für die Oldtimerspendenaktion – und ihre Ableger Reisemobilspendenaktion und Schlepperspendenaktion – einsetzt. Offiziell hätte er unlängst in die verdiente Rente gehen können, doch davon kann und mag er nichts wissen. Gemeinsam mit seinem Team, zu dem neben Tina Gorschlüter und den beiden Mitarbeitern Christof Weyel und Werner Langer auch zahlreiche ehrenamtliche „Autoschrauber“ zählen, befindet sich Schade mittendrin in der 30. Auflage der Oldtimerspendenaktion.
Die Preise sind wie immer sensationell und beinhalten viele Fahrzeuge, die das Oldtimerfanherz aufgehen lassen: etwa einen Porsche 911 SWS Turbo (Bj. 1982) oder einen eleganten Citroën DS 21 (Bj. 1971). Ein besonderes Highlight im 30. Jubiläumsjahr ist zudem der imposante Sonderpreis: ein American La France Firetruck L 700 aus dem Jahr 1952. Diese und die weiteren zehn Preise wurden wie immer von großzügigen und sozial eingestellten Spenderinnen und Spendern gestiftet, wie Schade dankend betont: „Ohne solche Menschen wäre die Oldtimerspendenaktion überhaupt nicht vorstellbar.“
Die 30. Oldtimerspendenaktion läuft noch bis zum 20. Januar 2025. Mitmachen nach dem Motto „Spenden und Gewinnen“ ist ganz einfach: Bereits fünf Euro oder ein Betrag nach Wahl helfen. Der Erlös soll in diesem Jahr unter anderem in die erste inklusiven City-Kita in der Gießener Fußgängerzone, in eine Wohngemeinschaft für Autisten sowie in den weiteren Aufbau der Beratung und Betreuung von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen münden. Weitere Informationen auf www.oldtimerspendenaktion.de.