ADFC: Radunfälle der Polizei melden

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Ein Aushang an der Unfallstelle fordert dazu auf, Unfälle der Polizei zu melden, damit ein Umbau erfolgt.

Angesichts der vielen Radunfälle an der Bordsteinkante in der Frankfurter Straße in Kleinlinden ruft der ADFC Gießen alle Verunglückten auf, ihren Unfall der Polizei zu melden. Ein Umbau der Stelle ist aus Sicht des ADFC dringend nötig.

98% der Radfahrenden, die wegen eines Alleinunfalls das Krankenhaus aufsuchen, tauchen laut der Fahrradunfallstudie aus Münster nicht in der polizeilichen Unfallstatistik auf. Denn wer allein stürzt, ruft in der Regel nicht die Polizei. Diese hohe Dunkelziffer bei den Alleinunfällen führt dazu, dass gefährliche Stellen oft unerkannt bleiben oder die Behörde die Problemstellen zwar kennen, aber keine Maßnahmen ergreifen. Genau dieses Problem besteht aus Sicht des ADFC Gießen auch in der Frankfurter Straße in Kleinlinden, wo die Stadt vor Jahren einen Ampelmast auf den nur einen Meter breiten Radweg versetzt hat und seitdem immer wieder Radfahrende zum Gehweg ausweichen und an der kaum sichtbaren Bordsteinkante stürzen. Oft gehen diese Stürze glimpflich aus, aber eine Anfrage des ADFC bei der Rettungsleitstelle ergab, dass es im näheren Umfeld um die Frankfurter Straße 297 „im Zeitraum 1. Januar 2023 bis Juli 2024 insgesamt sechs Rettungsdiensteinsätze gab, bei denen die Einsatzsachbearbeiter aufgrund eines chirurgischen Notfalls ein Rettungsmittel entsendet hatten.“ Es liegt nahe, dass fast alle Einsätze auf gestürzte Radfahrende zurückgehen. Hinzukommen dürften diverse Unfälle, bei denen die Verunglückten keinen Notruf abgesetzt haben, sondern selbständig einen Arzt aufgesucht haben.

Der ADFC Gießen hatte die Problemstelle schon 2023 beim Runden Tisch Radverkehr angesprochen und einen Umbau gefordert. Die Stadt lehnte damals die Forderung aber ab. Der ADFC ruft nun alle Personen auf, die an der Stelle verunglückt sind, ihren Unfall über das Onlineformular der Polizei an die Polizei zu melden, damit die Unfälle in die offizielle Unfallstatistik aufgenommen werden. Wenn sich so auch eine offizielle Unfallhäufungsstelle ergibt, ist die Unfallkommission verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen. Bereits vor einigen Wochen wurde am Ampelmast ein Plakat aufgehängt, welches dazu aufforderte, Unfälle bei der Polizei zu melden.

Warum die Stadt Gießen die gefährliche Stelle nicht umbauen will, blieb auch beim Runden Tisch Radverkehr ungeklärt. Der ADFC Gießen vermutet, dass der Hauptgrund im Personalmangel beim Bauhof und beim Tiefbauamt liegt. Seit Jahren bleiben immer wieder zugesagte Maßnahmen liegen, bei der Montage von Verkehrszeichen hängt das Tiefbauamt teilweise fünf Jahre hinterher. Im Jahr 2024 wurde nach Beobachtungen des ADFC mit Ausnahme der Leihradstationen kein einziger neuer Fahrradständer im Stadtgebiet montiert. Der ADFC fordert daher auch die Stadtverordneten auf, dass sie im kommenden Haushalt die Anzahl der Personalstellen im Tiefbauamt erhöhen.

Die Argumentation des Magistrats, dass an der Frankfurter Straße kein Handlungsbedarf bestehe, weil die Radfahrenden ja wegen der Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht auf die Fahrbahn ausweichen können, sieht der ADFC als absurd an. Mehr als 90% der Radfahrenden nutzen Radwege auch ohne Benutzungspflicht. Auf jeder Fortbildung der letzten 25 Jahren betonen alle Referenten: „Radwege ohne Benutzungspflicht sind keine Radwege zweiter Klasse.“ Entsprechend müssen auch Radwege ohne Benutzungspflicht an jeder Stelle sicher befahrbar sein.

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