Von Mittelhessen in den Dschungel

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Schon drei Mal hat der Hüttenberger Autor Markus Mattzick seine Leserinnen und Leser in die stromlose Welt rund um das fiktive mittelhessische Dorf Umbach mitgenommen. Von seiner „Ohne Strom“-Reihe sind bisher über 20.000 Exemplare als Printausgabe, EBook oder Hörbuch verkauft worden.

In seinem neuen Thriller beschäftigt er sich mit der Frage „Wie weit darf TV gehen?“. Die ist nicht neu und wurde literarisch und filmisch auf verschiedene Weise umgesetzt: „Das Millionenspiel“, „Running Man“, „Rollerball“, „Tribute von Panem“, „Squid Game“, „The 8 Show“ und viele weitere.

Für „10 Kleine Prominente gingen in den Dschungel“ kombinierte er die Erfolgsformate Dschungelcamp und Squid Game: Auf seinem Sender „Das Sechste“ strahlt der Tech-Milliardär Maximilian Bauer eine offensichtliche Kopie von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ aus, mit dem Anspruch die härteste Dschungelshow anzubieten. Seine Promis und die Crew im (fiktiven) westafrikanischen Land Smaragdküste werden von Terroristen jedoch aus Geiseln genommen und aus der Spielshow werden tödliche Herausforderungen.

Der Thriller folgt dem Geschehen im Urwald überwiegend wie der Betrachter einer Fernsehshow und man erhält selten mehr Einblick. In einem anderen Strang erlebt man das Taktieren des eigensinnigen Milliardärs im Hintergrund.

Die Anzahl der Figuren erschlägt zunächst etwas, denn alle zehn Kandidatinnen und Kandidaten werden im Prolog vorgestellt. Dabei bedient sich Mattzick den verschiedenen aus dem Originalformat bekannten Stereotypen: Eine einst gefeierte Schauspielerin, ein aus Streamingformaten bekannten Survivalexperte, eine Influencerin, ein Reality-TV Womanizer, die Transfrau Kim, die ihre Karriere als Showmaster gestartet hatte, eine talentierte Schlagersängerin, ein durch Kontroversen strauchelnder Schriftsteller, eine Daily Soap Darstellerin, eine Biathletin und ein Politiker, dessen Karriere durch Plagiatsvorwürfe beendet wurde.

Die Drohung der Terroristen, Geiseln zu töten, wenn der Live-Stream oder die Live-Shows unterbrochen werden, bewegt Maximilian Bauer dazu Erklärungen zu finden, wieso in seiner Sendung zu sehen ist, wie seine Kandidaten sterben.

Er gibt vor Mithilfe von durch künstliche Intelligenz unterstützter Bildmanipulation in der Lage zu sein auch Livestreams zu verändern. Gleichzeitig lässt er in den sozialen Medien Stimmung machen, sodass die Deutungshoheit was echt und unecht ist in Wortgefechten zwischen normalen Usern, Trollen und Bots untergeht. Geschickt nutzt er die Proteste gegen die Sendung, um für diese zu werben.

Weder die Geiselnehmer noch die Dschungelherausforderungen – die auch die Kandidaten immer wieder Dschungelprüfungen nennen, wie sie im Originalformat heißen – sind zimperlich. Die üblichen Spannungen zwischen den Promis werden ständig durch neue Schicksalsschläge unterbrochen. Der Thron des Dschungelkaisers am Ende der zehn Herausforderungen wird beim Kampf ums Überleben zur Nebensache.

Mattzick zieht das Konzept der Stereotypen konsequent durch: Auch der Senderchef Maximilian Bauer wirkt wie eine Mischung bekannter Milliardäre. Insgesamt hält sich der Autor mit Beschreibungen zurück, nutzt Bilder, die den meisten bekannt sind. Die einzelnen Abschnitte sind kurz gehalten, das bringt Geschwindigkeit.

Trotz der teilweisen Vorhersehbarkeit durch das „Zehn kleine Irgendwer“-Prinzip ist der Thriller ein Pageturner, den man ungern weglegt. Gerade die Themen Bild- und Meinungsmanipulation hätte der Autor etwas ausführlicher beschreiben sollen. Das Buch ist kurzweilig, spannend und eignet sich nicht nur für Fans der gerade laufenden Jubliäumsstaffel „Ich bin ein Star – Showdown der Legenden“.

Das EBook ist aktuell exklusiv bei Amazon zu haben, die Taschenbuchausgabe (ISBN: 978-3689950231) überall im Buchhandel bestellbar.