Rumänien ist eine Reise wert – ein Reisebericht

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Rumänien ist definitiv eine Reise wert – darüber waren sich alle 55 Teilnehmer der Chorreise von „Vocal pur & Friends“ vollkommen einig. Wie bereits vorab berichtet, fand zum 40-jährigen Bühnen-Jubiläum von Chorleiterin Gabriela Tasnadi diese einwöchige Reise in das Land von Dracula nach Siebenbürgen statt. Aber diese Region hat so viel mehr zu bieten als das Klischee vom blutsaugenden Vampir.

Einziger Wermutstropfen war der gecancelte Direktflug nach Cluj-Napoca, (Klausenburg) sodass die Reisegruppe auf Hin- und Rückflug mit einem Stopp über München fliegen musste und somit für einen eigentlich nur zweistündigen Flug den ganzen Tag unterwegs war.

Gleich am ersten Abend konnte man einer der langjährigen Sängerinnen von “Vocal Pur” und ihrem mitgereisten Ehemann zur Silberhochzeit gratulieren, der große Chor bot dafür einen würdigen Rahmen.

Entschädigt für die lange Anreise wurde die Gruppe am nächsten Vormittag durch die Besichtigung der drittgrößten Stadt Rumäniens mit vielen historischen Gebäuden nach dem Vorbild von Wien und Budapest. Auch der sehr schöne und weitläufige botanische Garten wurde nicht ausgelassen.

Am Nachmittag stand das erste von zwei Konzerten im Ethnographischen Museum von Cluj auf dem Programm, das von „Vocal Pur and Friends“ sowie „Vocal pur“ mit kirchlichen und weltlichen Klängen gestaltet wurde. In diesem Rahmen erfolgte auch die Spendenübergabe mit dem Erlös aus dem im vergangenen Juli veranstalteten Benefizkonzert in Gießen sowie der Unterstützung der Rotary Clubs Gießen und Cluj. Stolze 3200 € konnten für das geplante Kinderhospiz überreicht werden, auch das Publikum steuerte umgerechnet noch etwa 250 € bei. Eine Einladung an den Chor zur Eröffnung des Neubaus im Jahr 2025 wurde bereits ausgesprochen und wird im Rahmen des Möglichen gerne wahrgenommen werden.

Am nächsten Tag hieß es Abschiednehmen von Klausenburg, das erste Highlight der Rundreise, die Saline Turda erwartete ihre Besucher. Dieses ehemalige Salzbergwerk birgt die Besonderheit eines Freizeitparks in 120 m Tiefe mit einem 20 Meter hohen Riesenrad, einer Bootstour über den Salzsee und einer Minigolfanlage. Ebenso befinden sich ein Amphitheater, eine Bowlingbahn und Billardtische sowie ein Spielbereich für Kinder tief unter der Erde. Bis zur Stilllegung 1932 wurde es in der römischen Zeit als Salzbergwerk, im zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker und bis 1990 als Käselager genutzt, für rund 6 Millionen Euro umgebaut und ist nun seit 2010 wieder als Touristenattraktion in Betrieb. Besonders berührend wurde dieser Besuch durch die Bekanntgabe der Verlobung eines Pärchens, das sich bei „Vocal pur“ kennen- und lieben gelernt hatte. Das emotionale Ständchen für die beiden ließ die ein oder andere Träne rollen.

Zu einem typisch rumänischen Essen fanden sich alle dann am Abend bei einer Bauernfamilie im kleinen Dörfchen Sibiel ein. Die vielfältigen leckeren Speisen wurden mit einem hervorragenden Pflaumenschnaps sowie Wein und Wasser kredenzt, was soll man sagen – die Stimmung war bombig. Als Dankeschön boten die Gäste der gastgebenden Familie diverse Lieder dar, die Verabschiedung erfolgte überaus herzlich.

Am nächsten Tag lernte die Reisegruppe das wunderhübsche Städtchen Sibiu, einst eine der wichtigsten Handelsstätte Siebenbürgens, bei einer Altstadtführung kennen. Natürlich nicht ohne Flashmobs z. B. in einem Torbogen oder in diversen Kirchen. Weiter ging die Fahrt nach Brașov, eine in den Karpaten gelegene Großstadt in der Region Siebenbürgen. Bekannt für ihre aus dem Mittelalter stammenden sächsischen Stadtmauern und Bollwerke sowie die imposante gotische Schwarze Kirche. Den Rathausplatz (Piaţa Sfatului) in der gepflasterten Altstadt umgeben farbenfrohe Barockgebäude, dort steht auch das Alte Rathaus (Casa Sfatului), in dem heute das Regionalmuseum beheimatet ist.

In der Schwarzen Kirche fand dann am Nachmittag das mit über 100 Zuschauern gut besuchte zweite Konzert mit kirchlichem Programm statt. Einen Gänsehautmoment für den Chor gab es, als die Besucher das Lied „Ubi Caritas“ mit den zuvor ausgeteilten Taschenlämpchen untermalten.

Im Anschluss an das gelungene Konzert gab es noch eine sehr interessante Erklärung zu der Sammlung von 40 osmanischen Teppichen und eine wunderbare musikalische Kostprobe des Organisten auf einer der fünf Orgeln der Kirche.

Der nächste Tag brachte einen Besuch des Schlosses Peles in Sinaia, bis Ende des zweiten Weltkrieges Sommerresidenz der rumänischen Königsfamilie. Als eines der modernsten Schlösser dieser Zeit mit Elektrizität, einem Aufzug und einem Zentralstaubsauger sind die Räumlichkeiten mit kostbaren Möbeln ausgestattet. Auf dem riesigen Schlossgelände befindet sich ebenfalls das kleinere Schloss Pelisor, gedacht als Hochzeitsgeschenk für Thronfolger König Ferdinand und Königin Maria. Die weitere Fahrt führte zu Schloss Bran, welches oft mit dem fiktiven Vampir Graf Dracula in Verbindung gebracht wird. Es ähnelt dem Schloss, das in Bram Stokers Roman Dracula (1897) beschrieben wird, da beide auf felsigen Klippen stehen und spektakuläre Ausblicke bieten, hat jedoch mit dem historischen Dracula, dem walachischen Fürsten Vlad Tepes, nichts zu tun.

Den ereignisreichen Tag beschloss die Gruppe bei einem hervorragenden Abendessen im urigen Restaurant Cheile Gradistei im schönen Moieciu-Tal. Auf dem Rückweg bahnte sich der Busfahrer souverän in Zentimeterarbeit durch die parkenden Autos eines Heavy Metal Konzertes. Leider wurden auch an diesem Abend keine der ca. 8000 rumänischen Bären vor dem Hotel gesichtet. Eine Tafel vor dem Hotel wies extra darauf hin, sich am Abend nur in Gruppen außerhalb des Hotels zu bewegen, um die Begegnung mit den Bären zu vermeiden, letztendlich war diesen die Gruppe vermutlich zu groß.

Schon war der letzte Tag dieser aufschlussreichen und interessanten Reise mit vielen neuen Eindrücken und emotionalen Momenten angebrochen. In der Museumsstadt Schässburg bot sich dem geneigten Besucher eine einzigartige Atmosphäre mittelalterlicher Architektur. Erklommen wurden auch die 176 Stufen der Schülertreppe zur Bergkirche, deren Akustik für weitere Ständchen der Chorgruppe genutzt wurde. Den Abschluss der Besichtigungen bildete der Besuch der Kirchenburg im siebenbürgischen Bauerndorf Biertan. Dort erhielt die Gruppe von einer Dame mit viel Enthusiasmus und Herzblut eine kurze Einführung in die Geschichte. Und auch hier verabschiedete sich unsere sangesfreudige Truppe mit einigen Titeln aus ihrem Repertoire. Das „Don´t stop me now“ von Queen haben diese ehrwürdigen Mauern vermutlich noch nie zuvor gehört.

Am nächsten Morgen hieß es dann, sich von diesem vielfältigen Land nach einer wunderbaren Reise mit vielen neuen, teils überraschenden und so nicht erwarteten Eindrücken zu verabschieden.

Überhaupt, ein besonderes Lob gilt dem überragenden Tour-Guide Mark-Alex Muntean, der die Gruppe über diese Woche mit absoluter Kompetenz, viel Geduld und Empathie und vielen lustigen Momenten begleitet und zu diesem besonderen Erlebnis beigetragen hatte. Immer im Vordergrund der Gedanke, Besuchern aus aller Welt sein wundervolles Heimatland näher zu bringen und mit vielen gängigen Klischees über Rumänien aufzuräumen. Dies ist ihm bestens gelungen.

Spendenübergabe
Klausenburg
Saline Turda
Sibiu
Brasov mit Schwarzer Kirche
Moderatorin Gabi
Schässburg