Windflauten und die Folgen, Juni 2024

51

Monatsübersicht für 2024 und 2030

Tabelle 1: Zusammenfassung der wichtigsten aktuellen und zukünftigen Daten bis 2030

Erläuterungen zur Tabelle: 

Die Tabelle zeigt, wie sich die wichtigsten Daten der Stromerzeugung Monat für Monat entwickeln. Die Vorjahresdaten werden in abgeschwächter Schriftstärke mitgeführt, um so eine Prognose für das Gesamtjahr 2024 zu ermöglichen. Der Ähnlichkeitsfaktor beider Jahresverläufe bestimmt dabei die Genauigkeit der Prognose.

Stromverbrauch und Stromerzeugung für laufendes Jahr 2024 (Bild 1) und Hochrechnung für das Jahr 2030 (Bild 2)

Bild 1: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch bei aktuellem Ausbauzustand im Juni 2024; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf. Datenquelle: smard [1]. Violette Darstellung: negative Preisausschläge beim Stromhandel [5].

 

 

Bild 2: Verläufe von Stromerzeugung aus Ökoenergie und Stromverbrauch Juni 2030, hochgerechnet aus Juni 2024 entsprechend Planungsziel des BMWK für 2030 [4]; rechts Ausschnitt A mit größtem Reservebedarf.

 

Stromverbrauch und Stromerzeugung im Juni 2024

In den Diagrammen 1 und 2 werden die Durchschnittswerte von Erzeugung und Verbrauch als strich-punktierte Mittellinien dargestellt. Die extremen Schwankungen belasteten auch im Juni wieder die Frequenzstabilität, die Versorgungssicherheit und die Dekarbonisierungsbestrebungen. Gegenmaßnahmen mit hohem Technik- und Kostenaufwand  in zweistelliger Milliardenhöhe sind die Folge. Die  Breitstellung von Ersatzleistung aus konventionellen Anlagen (Kohle, Gas, Import) bleibt ein Dauerzustand, da noch keine ausreichende Speicherkapazität zur Verfügung steht.

Der Jahreszeit entsprechend bewirkt die Sonneneinstrahlung im Mittel etwa 90 – 100% der Peak-Leistung (Spitzenwert im Sommer). Die Windstromerzeugung zeigte die schon bekannte Schwankungsintensität. Mit den Verstromungs-Anteilen von Wasserkraft und Biomasse ergibt sich der resultierende, insgesamt stark schwankende, Ökostromverlauf, dargestellt in Bild 1. Der durchschnittliche Ökostromanteil am Verbrauch beträgt 56 %. Die zahlreichen Überkapazitäten betragen in der Spitze +14% bezogen auf den Verbrauch.

Zusätzlich werden in violetter Darstellung Negativ-Strompreise angegeben [5]. Auffallend war im Juni ein extrem niedriger Negativpreis von -98 € / MWh. Negativpreise bedeuten praktisch eine Art “Entsorgungsgebühr” für wertlos gewordenen Ökostrom im Intraday-Stromhandel. Der maximale Ersatzbedarf, im Diagramm durch grünen Pfeil dargestellt, entspricht auch der größten im Juni aufgetretenen Versorgungslücke zwischen Ökostrom-Erzeugung und dem Verbrauchsdurchschnitt. Das führte im Juni 2024 zum in Tabelle 1 angegebenen spezifischen CO2-Ausstoß (310 Gramm CO2 je Kilowattstunde Stromerzeugung). Das ist aus klimaschutzgründen noch völlig unzureichend. Deutschland folgt damit Polen mit dem zweithöchsten spezifischen Emissionswert in Europa. Die gesicherte Leistung des Ökostroms konnte mit 4.114 MW ermittelt werden (siehe Tabelle 1).

Stromverbrauch und Stromerzeugung im Juni 2030 nach dem Plan des BMWK [4] – kann der Ökostromausbau mit 80% – Anteil in 2030 die Lösung sein?

Der 80% – Anteil Anteil des Ökostroms am Verbrauch würde auf Basis der Juni-Daten durch Verdreifachung der installierten Erzeugungskapazität zwar planmäßig erreicht, aber nur als Durchschnittswert und nur, aufgrund der nicht aufgehobenen Volatilität, an 13 von 30 Tagen. Die erforderliche Ersatzstrombeschaffung stammt überwiegend aus fossiler Kraftwerkstechnik, und auch weiterhin aus importiertem “Atomstrom”. Daher wird der in der Tabelle angegebene CO2 – Ausstoß bei sehr viel mehr als 310 Gramm je kWh Stromerzeugung liegen. Der genaue Wert in 2030 hängt vom dann erreichten Strommarktdesign ab. Fazit: Eine Verdreifachung der Ökostromerzeugung durch Installation von Wind- und Solarkraftwerken, sofern sie überhaupt politisch durchsetzbar und ökonomisch realisierbar ist, kann den Treibhausgasausstoss nicht signifikant und nachhaltig verringern!

 

Bitte beachten: bei den Diagrammen unterschiedliche Skalierung der Y-Achsen in Bild 1 und 2 (zur Verdeutlichung der Volatilität)!

Quellen:  [1] Strommarktdaten “smard” ; [2] Electricity-Maps; [3] Langfassung der Analyse beim Verfasser des Artikels erhältlich;

[4]  Deutscher Bundestag Drucksache 20/1630 Gesetzentwurf der Bundesregierung Entwurf eines Gesetzes zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor , Seite 137, Punkt 2

[5] Fraunhofer Energy Charts: Börsenstrompreise | Energy-Charts:

 

Bodo Zierenberg
Diplomingenieur im Ruhestand, berufliches Umfeld überwiegend in der Kerntechnik. Private Interessen: kritische Beobachtung der Energiewende, Beschäftigung mit klassischer Musik.

Hinterlasse eine Antwort