Klein-Eichener „Dorf-Spaziergang“ fand sehr guten Anklang
Für einen großen Teil der über 100 Teilnehmer dürften, die eine oder andere von Werner Zimmer erzählten Geschichten über dessen Heimatort Klein-Eichen beim Dorf-Spaziergang neu gewesen sein. Der Ortsvorsteher des drittkleinsten Dorfes im Landkreis Gießen mit seinen etwa 250 Einwohnern hatte nach intensiven Nachforschungen so einiges über die Gebäude im Ortskern und deren früheren Bewohnern in Erfahrung gebracht. Der 1498 erstmals erwähnte und 1945 32 Wohnhäuser zählende Ort ist seit dem Jahr 1970 Grünberger Stadtteil. Zur Entwicklung des Dorfes gehörten in der Vergangenheit die 1911 entstandene öffentliche Wasserversorgung und der 1927 erfolgte Anschluss an das Stromnetz. Vor der 1710 erfolgten Errichtung eines Friedhofes und dessen Erweiterung im Jahr 1882 wurden die heimischen Verstorbenen in Groß-Eichen beerdigt. Mit dem 1938 mit Lardenbach gegründeten Schulverband wurde 1886 der erste und 1952 ein weiterer Schulneubau in Lardenbach eingeweiht. In den Jahren 1962/63 wurde der Ausbau der Dorfstraße durchgeführt. Das 1962 erbaute und 50 Jahre später geschlossene Gefrierhaus, der im Rahmen der Dorferneuerung neu angelegte Dorfbrunnen, das 1959 auf dem Galgenberg errichtete erste Wochenendhaus und die im Jahr 1970 durchgeführte Errichtung der Friedhofshalle gelten als Maßnahmen der jüngeren Zeit. Zu diesen zählen auch der Umbau des ehemaligen bis 1957 genutzten Backhauses samt der Viehwaage zum „Klein-Eichener DGH“, die Veranstaltungen zur Rettung der Lebensfreude durch K.A.R.L und die Aufstellung des Baugebietes „Eichwiesefeldes“. Zimmer brachte bei vielen mit der Gründung der Feuerwehr im Jahr 1954, mit dem Nennen der Telefonzelle, der Milchböcke, den 1951 ersten Traktor, mit den beiden Ortsdienerinnen Berta Funk und Rosalinde Haeske und den von 1960 bis 1970 amtierenden Bürgermeister Erich Funk zahlreiche nostalgische Erinnerungen unter die sehr interessierten Zuhörer. Nicht in Vergessenheit gerieten der von 1948 bis 1974 existierende Lebensmittelladen, die Gaststätten Krieger und Bingel, das Haushaltwarengeschäft der „Deebbe-Marie“ das von Ernst Zimmer in Klein-Eichen gefahrene erste Motorrad, die am 17. April 1946 in Klein-Eichen eintreffenden 25 Kriegsflüchtlinge und der für zwanzig Pfennig zumeist im Kuhstall durchgeführte „Pissdebbe“-Haarschnitt, sowie der 30 Jahre währende Auftritt der „Amigos“ beim traditionellen Grenzgrabenfest. Über viel Wissenswertes und Amüsantes konnte Zimmer zu den mehr als 20 Häusern des alten Ortskerns berichten. Neben deren Bewohnern und den dazu passenden verwandtschaftlichen Verhältnissen erfreute die „Dorf-Spaziergänger“ auch die eine oder andere Anekdote. So gab das erwischte und nicht erfolgreiche Fensterln mit seinen Folgen und der Diebstahlversuch von Hochzeitskuchen vielseitig Grund zum Schmunzeln. Besonders die Geschichten der Häuser des öffentlichen Lebens und von Honoratioren wie das eines ehemaligen Bürgermeisters, bei dem 1948 neben dem Auszahlungen der Gelder der Währungsreform in Höhe von 40 Mark auch die Sitzungen stattfanden, beschwerte sich dessen Ehefrau, dass beim Rauchen der „Gemeindewätze“ die Vorhänge schwarz werden. Zu Beginn des Rundgangs wurde die um 1600 in Seibertenrod erbaute und 1739 nach Klein-Eichen versetzte und heute als eine der sechs noch im Landkreis Gießen vorhandenen Fachwerkkirchen in Augenschein genommen. Als ältestes Klein-Eichener Gebäude nannte Zimmer die dem Gotteshaus gegenüberstehende „Oppers Scheune“. Einen kulinarischen Abschluss fand der „Dorf-Sparziergang“ bei Gesprächen und dem Genießen der Kaffee- und Kuchentafel.