„Die Werkstattkirche ist ein Kirchengebäude, in dem Leben ist, Schlagzeug gespielt wird, Kinder betreut werden, jeder gefragt wird „hast du Hunger“, bedingungslos jeder kommen kann. Es tauchen Menschen aller Art auf, die normalerweise nie die Nähe der Kirche gesucht hätten. Geburtstage werden gefeiert, die Räume für Veranstaltungen genutzt.
Diese Menschen bekommen in der Werkstattkirche und ihrem Netzwerk etwas, was sie lange nicht mehr hatten: Anerkennung, Wertschätzung, Sorge, Essen, Interesse ,Zuwendung, Achtung, Hausbesuche, ein Bett im Hospiz, eine Trauerbegleitung, Möbel, Hausrat, reparierte Elektrogeräte, Kleidung, Hauswäsche u.v.m.“, so hat einmal eine Frau aus dem Kreis unserer „Mitmach-Menschen“ aus ihrer Sicht beschrieben, was die Werkstattkirche ausmacht.
Bärbel Weigand ist die einzige Hauptamtliche in der Werkstattkirche. Allerdings reicht das Geld auch nur für eine Teilzeitstelle. Diese wiederum reicht nicht für die viele Arbeit. Deshalb arbeitet sie auch noch etwa im gleichen Umfang ehrenamtlich. Sie erzählt: „In der Coronazeit hat sich die Wohnungshilfe zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit entwickelt. In dieser Zeit wurde die Wohnung als einziger Lebens- und Rückzugsraum besonders wichtig. Uns wurde bei dieser Arbeit immer deutlicher, wie viele Menschen aus den verschiedensten Gründen nicht in der Lage sind, ihre Wohnung bewohnbar zu halten und einzurichten. Die Reaktionen der meisten Menschen darauf sind verächtlich und überheblich. Nach dem Menschen dahinter wird sehr selten gefragt. Wie viel Verzweiflung, Selbstaufgabe und Selbstwertverlust oft dahinter steckt, wird nicht wahrgenommen. Damit sind die Menschen ganz allein, da hilft sonst keiner. Bis sie dann die Wohnung verlieren und auf der Straße landen. Da werden sie dann bedauert und jeder will den „Armen“ etwas Gutes tun.“
Auch um dem vorzubeugen, leisten die Mitmach-Menschen der Werkstattkirche wertvolle Arbeit in den Wohnungen. Die Menschen können ihren Alltag wieder unbeschwerter und selbstbewusster leben. Sie brauchen sich ihrer armseligen Wohnung nicht mehr zu schämen und können wieder Gäste empfangen. „Neu“ eingerichtete Kinderzimmer bieten Kindern (wieder) die Möglichkeit, andere Kinder einzuladen, einen eigenen Platz zum Spielen und für Hausaufgaben zu besitzen.
„Menschen kommen wieder zu sich selbst und zueinander“, erklärt Christoph Geist. „Sie werden in die Neugestaltungsprozesse eingebunden und kommen mit den Mitmach-Menschen verschiedenen Alters, sozialen Status und Herkunft in Kontakt. Alle Beteiligten erleben sich als selbstwirksam und gemeinsam fähig, mit geringen Mitteln erhebliche Fortschritte für sich und andere zu erreichen.“
Eine Frau, die als Mitmach-Mensch daran beteiligt ist, schreibt über sich selbst: „Ich bin ein Mensch, der gerne hilft. Helfen fördert das soziale Miteinander der Menschen. Mir war wichtig mitzuhelfen, z. B. einer Familie wieder ein Zuhause zu geben, in dem sie sich wohl fühlt und zur Ruhe kommen kann. Für mich bringt die Mitarbeit eine große innere Zufriedenheit, die Bestätigung, etwas Sinnvolles geleistet zu haben.“
Wer mehr über die Werkstattkirche erfahren möchte, kann sich auf der Homepage informieren oder einfach vorbeikommen.
Text und Bilder: Bärbel Weigand und Christoph Geist