Fahrgäste reisen mit verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln durch Europa. Um die Interessen von Fahrgästen, von Passagieren insbesondere gegenüber den EU-Institutionen zu vertreten, dafür gibt seit Anfang der 2000er Jahre den Europäischen Fahrgastverband (European Passengers Federation / EPF). Der EPF-Geschäftsführer, Josef Schneider, kam am Donnerstag im Rahmen des „Hessischen PRO BAHN-Forums“ als Referent zu Gast in den Kulturbahnhof Lollar. 39 Organisationen aus 21 europäischen Staaten gehören dem EPF an. Über verschiedene Projekte finanziert der EPF seine Arbeit mit 3 fest angestellten Mitarbeiterinnen mit Sitz in Gent, der zweitgrößten Großstadt in Belgien, unweit westlich von Brüssel gelegen. Schneider referierte über die Arbeit und die Struktur des EPF. Insbesondere ist es gelungen, verschiedene weitreichende Erfolge in Bezug auf Fahrgastrechte bzw. Fluggastrechte in der Europäischen Union zu erzielen. Die politische Arbeit der EPF umfasst Treffen mit der Politik auf EU-Ebene Darunter sind Entscheidungsträgerinnen/Entscheidungsträger, welche auf Konsultationen zu aktuellen Themen reagieren, welche für die Passagiere von Relevanz sind, Herausgabe von Pressemitteilungen und Positionspapieren. Die Enge Koordination mit den Mitgliedsverbänden ist ein weiterer Schwerpunkt. Jede Mitgliedsorganisation ernennt einen Delegierten, der für die Kontakte zwischen seinem Verband und der EPF verantwortlich ist. Aus Deutschland gehören dem EPF der Fahrgastverband PRO BAHN, der Deutsche Bahnkunden-Verband (DBV) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) an. Alle Delegierten werden regelmäßig zu den Sitzungen der Generalversammlung eingeladen. Einmal im Jahr findet EPF-Konferenz mit Vorträgen und Exkursionen statt. Sie ist immer in einem anderen europäischen Land. Der EPF widmet sich der Verbesserung des Passagierschutzes in allen Verkehrsträgern, also auch derer im Flugzeug.
Durch die Analyse im Rahmen der Initiative „Passagiere und ihre Rechte“ hat der Europäische Fahrgastverband EPF, die folgenden Hauptprioritäten ermittelt: 1.) Fluggäste müssen besser gegen das Risiko einer Liquiditätskrise oder einer Insolvenz geschützt werden, indem die Fluggastrechte gemäß der Verordnung über Fluggastrechte und der Richtlinie über Pauschalreisen angeglichen werden. 2.) Die Rolle der Vermittler muss geklärt werden – für Flugreisen, aber auch für multimodale Reisen – in Bezug auf die Bereitstellung von Informationen, die Bearbeitung von Beschwerden, die Weiterleitung, die Erstattung, die Entschädigung und die Unterstützung. 3.) Fluggäste, die einen Einzelflug gebucht haben, sollten ihren Flug ebenso wie Fluggäste, die denselben Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, im Falle einer größeren Krise (offizielle Reisewarnungen sollten als solche gelten) stornieren können, ohne eine Gebühr zahlen zu müssen. 4.) Damit multimodale Reisen eine bequeme, zuverlässige und sichere Wahl sind, sollten grundsätzlich alle grundlegenden Fahrgastrechte, auch für multimodale Reisen gelten. Teil 2: Für EPF haben folgende Punkte oberste Priorität: 5.) Garantie der Fortsetzung der Reise; praktische Informationen, Beratung und Unterstützung; unkomplizierte und angemessene Entschädigung. 6.) Die Überwachung und Durchsetzung der Fahrgastrechte sollte in der gesamten EU – für alle Verkehrsträger – gestärkt werden. 7.) Die Fahrgäste müssen besser informiert werden, und das Verfahren zur Bearbeitung von Beschwerden, Erstattungs- und Entschädigungsanträgen sollte vereinfacht werden. 8.) Für EPF sollte die Initiative „Besserer Schutz für Passagiere und ihre Rechte“ alle Verkehrsträger berücksichtigen, um sicherzustellen, dass sie zukunftssicher ist. Multimodalität wird in all ihren Facetten abgedeckt. 9.) Als Querschnittsthemen sind die Rolle von Vermittlern und das Recht auf Selbstkündigung im Falle eines Majors zu nennen. Insbesondere die Krise ist nicht nur für den Flugverkehr, sondern auch für multimodale Reisen relevant. 10.) Dabei ist ein Höchstmaß an Verbraucherschutz anzustreben bzw. aufrechtzuerhalten.
Die Anwesenden im Kulturbahnhof Lollar zeigten sich interessiert und überrascht, wie breit aufgestellt die europäische Vertretung für Fahrgäste im belgischen Gent arbeitet. Josef Schneider lud dann zur diesjährigen EPF-Konferenz ein. Sie ist sehr zeitnah am 21. Und 22.06.2024 in Warschau. Vielleicht hat ja jemand aus Mittelhessen, aus Hessen Gefallen gefunden, sich noch für die EPF-Konferenz anzumelden. Der PRO BAHN-Landesvorsitzende Thomas Kraft danke zum Schluss Josef Schneider für die überaus konstruktiven Vortrag.
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Über den PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen
Der PRO BAHN Regionalverband Mittelhessen ist einer von 5 Regionalverbänden des Fahrgastverbandes PRO BAHN in Hessen und vertritt die Interessen der Nutzerinnen und Nutzer des öffentlichen Verkehrs. Er ist in zahlreichen Gremien aktiv und wirkt auf Politikerinnen, Politiker sowie auf Behörden und das öffentliche Verkehrswesen ein, um einen attraktiveren und besseren öffentlichen Personenverkehr zu erreichen. Die Regionalgliederungen sind im PRO BAHN Landesverband Hessen e.V. zusammengefasst.
PRO BAHN arbeitet ehrenamtlich im Interesse der Fahrgäste. Die Mitglieder „erfahren“ tagtäglich den öffentlichen Verkehr (ÖV) auf Schiene und Straße. Aus diesen Erfahrungen heraus lobt und kritisiert PRO BAHN Akteurinnen und Akteure sowie Unternehmen des öffentlichen Verkehrs, erstellt Konzepte, ist in offiziellen Kommunal-, Landes-, Bundes- und Europa-Gremien aktiv, sensibilisiert und berät Politikerinnen und Politiker in Angelegenheiten des öffentlichen Verkehrs, beeinflusst die öffentliche Diskussion durch sachliche Aufklärung über Hintergründe, hält Vorträge und Seminare sowie Sprechstunden und Automatenschulungen u.v.a.m.
Nähere Informationen finden Sie unter pro-bahn-nom.de.