Holzheim – Mit einfachen, aber faszinierenden Experimenten, verwandelte Prof. Dr. Beutelsbacher während seines Vortrages „Mathematik im Alltag“ am Donnerstagabend in der Holzheimer Kulti, „trockene Mathematik“ in mitreisende und Erstaunen auslösende „mathematische Magie“, begleitet von fingerfertigen „Zahlen Jonglagen“. Damit war es nicht nur ein Vortrag, sondern auch eine Trainingsanleitung für Kopf, Herz und Hand, die viel Spaß machte.
Gemeinsam eingeladen hatten den weltbekannten Mathematik Professor und Gründer des Gießener „Mathematikums“, die Landfrauenvereine aus Muschenheim, Bettenhausen und Holzheim/Grüningen in die „Kulturelle Mitte“ (Kulti) im Pohlheimer Stadtteil Holzheim. Die Vorsitzende der Holzheim/Grüninger Landfrauen, Anneliese Jung, begrüßte die zahlreichen Gäste im Saal der vollbesetzten Kulti und als Referenten besonders herzlich Prof. Dr. Albrecht Beutelsbacher.
Beutelsbacher begann seinen Vortrag mit dem Zählen der sechs Blütenblätter einer Osterglocke. Nicht alle Blüten hätten sechs Blätter, es gebe auch Blüten mit nur fünf Blätter, wie die Apfelblüten. Beutelsbacher hatte eine „Papierblüte“ dabei, die sich „als regelmäßiges Ding“ aus sechs „Fünfecken“ zusammensetzte. Er legte eine gleiche zweite Papierblüte auf die erste und spannte mit einem Gummiring beide Papierblüten zusammen. Unter der Spannung des Gummirings „ploppten“ die beiden flach übereinandergelegten Papierblüten zu einem räumlichen „Superding“ mit zwölf Ecken auseinander, das einem „eckigen“ Fußball ähnelte. Zu diesem Überraschungseffekt spendierte das begeisterte Publikum viel Applaus. An einem kleinen runden Fußball zeigte Beutelsbacher die Zusammensetzung der Ballhülle eines runden Fußballes aus zwölf Fünfecken und 21 Sechsecken.
Weitere lehrreiche Experimente und Informationen folgten, die bei den Zuschauern immer wieder „Aha-Effekte“ und Heiterkeit auslösten. „Während die Zahlen die Grundlage eine der ältesten Wissenschaften bilden und schon vor 30tausend Jahren in Höhlenmalereien zu sehen sind, kommen die Formen der Geometrie später dazu“, bemerkt Beuteslbacher in einer kurzen Chronologie der Mathematik. Hier zeigte der Profi-Mathematiker, wie „einfach“ es ist, mit zehn Fingern nicht nur zu addieren, sondern auch zu multiplizieren. „Beide Hände, alle zehn Finger, das ist die Grundlage unseres Dezimalsystems.“ Ob sechs mal acht oder andere Multiplikationen, die Beutelsbacher mit seinen Fingern humorvoll demonstrierte, die Zuschauer hatten ihren Spaß und applaudierten stark.
Weitere Beispiele aus der Geometrie riefen Erstaunen hervor. Aus einem Würfel „zauberte“ Beutelsbacher eine Pyramide hervor und lies die Gäste die schöne „Regelmäßigkeit“ dieser Körper mit ihren Flächen, Ecken und Kanten bewundern. „Schon der griechische Philosoph Platon sah in diesen Körpern Symbole, die er mit den vier antiken Elementen Erde, Feuer, Luft und Wasser verband“ berichtete Beutelsbacher.
Dann folgten noch einmal Experimente mit Papierstreifen sowie Klebstoff zum Verbinden der Papierstreifen und nachfolgendem Zerschneiden der geformten Papierstreifen. So ergaben sich aus den Rundungen zweier zusammengeklebter Papierringen nach dem Scherenschnitt eckige Formen bis hin zu einem quadratischen Rahmen.
Den Höhepunkt erlebten die Gäste, als Beutelsbacher zwei weitere Papierstreifen in bestimmter Weise verdrehte und zu zusammenhängenden „Möbius Bändern“ verklebte. Vorsichtig schnitt er mit einer Schere die Bänder jeweils in der Mitte auseinander. Als er das Ergebnis dieses Experiments hochhielt, sahen die Zuschauer mit Erstaunen und anschließendem Applaus zwei ineinander verschlungene Herzen.
Beutelsbacher schloss schmunzelnd seinen Vortrag mit den Worten:
“Wer hätte das der Mathematik zugetraut?“
Anneliese Jung dankte Beuteslbacher für seinen wissenschaftlich amüsanten Vortrag und meinte: „Da geht uns Landfrauen das Herz auf, wenn sie für uns, aus zwei Papierstreifen, so schöne Herzen basteln.“