In der Rolle des aus Paris in die Bretagne strafversetzten Kommissar Dupin kennen die Zuschauer der ARD den vielseitigen Schauspieler und Musiker Pasquale Aleardi seit einem Jahrzehnt. Schon in den 80er Jahren wurde ein anderer Schauspieler nach Dreharbeiten an der französischen Atlantikküste zu einem der größten deutschen Musiker. Herbert Grönemeyer verließ das Boot, um über Männer zu singen. Pasquale Aleardi singt lieber über Pferde.
Doch dieser Vergleich zeigt nur die Speerspitze des musikalischen Könnens, das die Zuschauer am Zusatzkonzert in der ALTEn MÜHLE am dritten Sonntag des März erlebten. Die Phonauten, Jörg „Spike“ Hamers und Marc „Mary“ Leymann, sind nicht nur die Band von Paco, wie Pasquale auf der Bühne heißt, sondern kongeniale Partner. Pasquale Aleardi hat das seltene Talent, trotz einer überzeugenden Bühnenpräsenz, die verbalen Spitzen seiner Bandkollegen genüsslich zu ertragen und ihnen auch musikalisch viele Freiheiten zu lassen; und diese Band weiß, diese zu nutzen.
Stilistisch zwischen Chansons, Pop, Rock und Musik-Kabarett angesiedelt, musizieren die Drei mit zahlreichen Instrumenten unbekümmert los. Die Selbstironie, die diese drei Musiker, auch gegenüber ihrem vorlauten Tontechniker an den Tag legen, begeistert die Zuschauer im ausverkauften Konzertsaal von der ersten Minute. Die Interaktion der Musiker mit den Zuschauern ist eine Qualität, die auch diesen Abend wieder zu etwas ganz Besonderem macht. Wiltrud, eine Zuschauerin, die sich als nicht internet-affin outet, wird bei dem Konzert zu der Ansprechpartnerin der drei Künstler; und Wiltrud, deren Name aus dem Althochdeutschen kommend für Wille und Stärke steht, macht ihrem Namen alle Ehre und kontert die vielen Nickligkeiten der Musiker perfekt.
Wer bedenkt, dass viele Zuschauer die Band das erste Mal sehen und ihre Lieder noch nie gehört haben, wird davon überrascht, wie schnell die antidepressive Wirkung dieser Musik einsetzt. Diese Vollblutmusiker wissen, wie selbst an einem Sonntagabend der Saal zum Mitklatschen, Mitsingen und Mittanzen animiert wird. Dies ist musikalischer Rehasport, den es ohne Rezept gibt. Für diese besondere Nähe zum Publikum spricht auch, dass alle Künstler und auch der extrovertierte Tontechniker noch lange nach dem Auftritt für Autogramme und Selfies zur Verfügung stehen. So schön diese Atmosphäre für die Zuschauer ist, so sehr ist es den Künstlern zu gönnen, demnächst auch Säle in der Größe einer Gießener Kongresshalle zu füllen.
Und was hat Pasquale Aleardi mit den Gießener Künstlern Roberto Bates und Back 2 The 80s gemeinsam? Alle haben den Deutschen Rock- und Pop-Preis der Deutschen Popstiftung mindestens einmal gewonnen.