Wir (Daniel Mandler aus Lollar Odenhausen, Karin Rühl aus Grünberg, Elke Öffner aus Schonungen, Jörg Brindl aus Nidderau und Ulrich Wilhelm aus Kirchsahr – ältester Teilnehmer mit 69) sind gemeinsam am 12.01.2024 um 6.30 Uhr aus Lollar Odenhausen gestartet und kamen auch gemeinsam nach über 42 Stunden und 155 gelaufenen Kilometer am 13.01.2024 um 0.45 Uhr in Ahrweiler auf dem Marktplatz an.
Bereits im Vorfeld hatten sich viele Wanderbegeisterte zu diesem Marsch angemeldet und stiegen zu unterschiedlichen Punkten zu; gar nicht so einfach, denn der Streik der Deutsche Bahn war für die meisten Weithergereisten ein Problem. Problem? Nein! – Viele kannten sich zwar nicht persönlich, aber das Wissen gemeinsam etwas Gutes zu tun konnte Probleme lösen. So bildeten sich Übernachtungs- und Mitfahrmöglichkeiten von Menschen, die einem vollkommen unbekannt waren– dies macht das Wandervolk eben einzigartig!
Von vorn: Das Thermometer zeigte am Start ca. Gefrierpunkt, die Luft war trocken, kalt und klar – eine kleine Vorstellungsrunde und los gings. Ehe wir uns versahen waren die ersten knapp 300 HM und 37 km absolviert. Die erste Verpflegungsstation in Freilingen übernahmen vollkommen Fremde: Anna Böswetter und Jasna Buseck aus Wetzlar, die aus sozialen Netzwerken von unserem Vorhaben Wind bekommen hatten gesellten sich im Anschluss dazu. Ein kurzes Interview mit dem HR und dann ging es zu siebt weiter.
Es wurde kälter! -2 °, leichtes Schneetreiben, die Böden waren gefroren und teilweise gefährlich vereist. Das kannten Daniel und ich ja schon von unserer Wanderung vor 2 Jahren und es war abzusehen, dass wir das gesteckte Zeitfenster von 35 Stunden erneut nicht einhalten konnten. Gegen 13 Uhr meldete sich SAT 1 und bat um Videos und Fotos, damit gegen 17.30 Uhr ein kleiner Beitrag gesendet werden konnte. Also handy raus und mit kalten Händen knipsen, was das Zeug hält 🙂
Rennerod: Kilometer 60, Ausstieg für Jasna und Anna, Einstieg für Dirk Borngässer aus Mainz, Frank Scheydt aus der Nähe von Gummersbach, Michael Zaunbrecher aus Haltern am See und Sabrina Brenner aus Höhn-Oellingen Ein etwas außergewöhnlicher Verpflegungsposten im Vorraum einer Sparkasse 🙂 von Petra Schmidt-Scheld aus Rehe , aber bei diesen eisigen Temperaturen war man doch sehr dankbar mal kurz im Warmen zu sitzen. Aus kurz wurde dann doch eine kuschelige über einstündige Pause. Was muss das muss 😉
Gerade 1 km weiter erkannte uns ein Herr, der einen Beitrag im Radio hörte. Die erste Spende flatterte in die mitgeführte Spendendose und ein Erinnerungsfoto gab es auch. Weiter gings durch die nie enden wollende Nacht!
Vorbei an Brandscheid und Wölferingen bei mittlerweile ungemütlichen -5° wartete Martina Baumannn aus Wetzlar mit Partner Hans Krämer aus Koblenz. Eine willkommene 3. Verpflegungsstation nach 85 km. Mal eben in einem Vorzelt sitzen, sich aufwärmen, ein warmes Süppchen schlürfen – es wurde langsam stiller in der Runde.
Eine vorbeifahrende Polizeistreife machte kurz Halt, erkundigte sich nach unserem Treiben und wünschte uns auf der weiteren Reise viel Glück. Danke, liebe Polizei 🙂
Umgestürzte Bäume gab es einige, schlecht passierbare Wege viele und dies machte den ohnehin schweren Beinen keine Freude, aber da mussten wir nun durch und so mussten wir den ein oder anderen Umweg nehmen.
Endlich wurde es hell 🙂 Bei 100 km stieg Dirk nach seiner persönlichen längsten Wanderung mit 40 km in Dierdorf aus.
Hier gab es am Schlossweiher die 4. Verpflegungsstation von Meike Hintz aus Ransbach-Baumbach, die fortan mit auf die Fußreise ging.
Frisch gestärkt und gut gelaunt ging es also weiter Richtung Verscheid. 25 lange, kalte Kilometer durch aneinandergereihtes Westerwaldgebiet. Sportlich ging es wieder über und unter umgestürzte Bäume, hartgefrorene, unebene Waldplanierwege. Die widrigen Wanderbedingungen machte das Unterfangen so langsam schwierig.
Dort hatte ich mir öfter die Frage gestellt, ob ich das wirklich durchziehen kann, da ich erst kurz vor Weihnachten an Corona erkrankt war und ich bei jedem Anstieg merkte, dass mir die Lunge schmerzte.
Trotz aller gesundheitlichen Probleme hatten ich natürlich auch eine Menge Spaß. Ein kleines Degengefecht mit unseren mitgeführten Wanderstöcken brachte Ulrich den Sieg; eine Revanche bei 140 km haben wir leider vergessen 😉
Was wäre eine Wanderung ohne schaukeln? Mit Elke wurde fleißig geschaukelt und gewippt, machte Spaß und lockerte die Muskulatur.
Björn Glaum aus Niederkleen hatte kurz vor Verscheid aus dem Auto heraus noch Kaffee und andere Getränke gereicht – kein langer Aufenthalt, aber ein Nötiger.
Mich hielt der Gedanke an die 4. Verpflegungsstation hoch, welche die Gaststätte “Paganettis Zur Erholung” in Verscheid ungefragt übernommen hatte. Ursprünglich haben wir lediglich um eine Räumlichkeit zum Aufwärmen und Verpflegen gebeten, dass wir dort aber fürstlich empfangen wurden hat uns alle sprachlos gemacht. Vielen lieben Dank, liebe Familie Paganetti!
Gut genährt und aufgewärmt ging es durch wunderschöne, verwunschene, moosbedeckte und felsformatierte Wälder. Rauf und runter macht nicht mehr munter – nur noch 35 km! Dieser atemberaubende Anblick entschädigte allerdings für die ein oder andere Wunde, die jeder von uns bis zu diesem Zeitpunkt davon getragen hatte.
Und dann kam plötzlich Linz: Aus meiner Erinnerung heraus wusste ich, dass mir die Fährfahrt bis Kripp nicht gut bekommen war und ich die restlichen 15 Kilometer immer wieder emotionale Ausbrüche wegen den zerstörerischen Anblicken hatte. Ich hatte Angst vor diesem Abschnitt.
Ein livevideo von der Fähre in den sozialen Netzwerken brachte in kurzer Zeit mehr als 2000 Aufrufe – da musste ich ja weitermachen 😉
Nach der Rheinüberquerung verabschiedete sich die restliche Wanderbande außer Björn und wir stiefelten zu 6. weiter.
Gefühlt wanderten wir im Schneckentempo, ich packte meine Rettungsdecke aus und wickelte sie um mich, denn der Kreislauf machte schlapp und ich fror. Auch Daniel hatte mit Kreislauf zu kämpfen, aber diesmal wollten wir beide – gemeinsam mit den anderen – unbedingt im Ziel ankommen.
Ausgerechnet in diesem Abschnitt liefen wir einige Male falsch! Freunde, die einem livetrack unter komoot folgten haben dies bemerkt und wollten uns auf den rechten Weg bringen. Zu spät!
Noch 4 km. Meine Stimmung war unten, die Kräfte langsam aufgebraucht. Meine Rettungsdecke wickelte ich Elke um, die ebenfalls fror, Jörg und Ulrich kümmerten sich im Daniel und Björn wies uns vorneweg den Weg.
Nach 42 Stunden, 12 Minuten, 2.700 HM waren wir endlich da! Endlich!
Andy Zeller aus Leun (der uns die komplette Tour auf Abruf zur Seite stand) und einige Freunde nahmen uns in Empfang und wir alle waren überglücklich!
Am nächsten Morgen stand die Übergabe der Spendendose an Andreas Pompi von Pompi Express, Tankgutscheine für die Helfer in Höhe von €400 sowie einige Kartons Süßigkeiten an.
Bereits vor Wanderbeginn gingen insgesamt €829,84 auf das Spendenkonto ein.
Die Kirchengemeinde Odenhausen und Salzböden spendeten die Kollekte der ersten und zweiten Weihnachtsfeiertage in Höhe von €233,55
Nach einigen sehr emotionalen Liedern von Helmar Hoffmann ging die Autofahrt zurück in unsere Heimat, die Daniels Freunde möglich gemacht haben.
Bitte helfen Sie mit, dass die Menschen im Ahrtal nicht vergessen werden. Die Helfer vor Ort leisten viel Arbeit, opfern Freizeit und kommen von weiter her. Dies wollen wir würdigen, Sie auch?
Grevenbroicher Helfer mit Herz e.V. WE GO FIRST
Die eingegangenen Spendengelder werden zu gleichen Teilen verteilt:
Anja Dori (Team Dori)
Andreas Pompi (Pompi Express)
Hoffnungswerk e.V.
DE36 3706 9252 7516 9220 14
GENODED1ERE
Spendenzweck: “Spendenwanderung Flutgebiet” oder
Paypal
https://www.paypal.com/donate/?hosted_button_id=3RT2UXYA26LSS
Wer fragen hat oder selbst zum Helfer werden möchte:
info@grevenbroicher-helfer-mit-herz.com
Grevenbroicher Helfer mit Herz e.V
Offenbachstr. 19
41517 Grevenbroich
Wer die Tour mal nachlaufen möchte: https://www.komoot.de/tour/1414478961?ref=aso
Wir alle sind uns einig: Diese Wanderung hat unser Verständnis von Zusammenhalt nachhaltig geprägt, die Eindrücke des gemeinsam erlebten schwingt noch nach und wir freuen uns darüber, einen kleinen Beitrag dazu geleistet zu haben, dass die Menschen im Flutgebiet nicht vergessen werden.