Wettenberg-Krofdorf-Gleiberg
(…) Der Radsport, nicht nur in Krofdorf-Gleiberga, aber dort im Besonderen, hat eine Persönlichkeit verloren. „Wir sind in tiefer Trauer“, so der Vorstand. Mit Gertrud Kessler verlor der RSV „Teutonia“ 1910 Krofdorf-Gleiberg ein Mitglied, dessen Name wie kein anderer mit dieser Sportart – und hier insbesondere mit dem Kunstfahren – verbunden ist und dessen Leben danach ausgerichtet war.
Sie starb am 24.09.2023 im Alter von 87 Jahren. 76 Jahre stand sie mit Leib und Seele im Dienste des Radsportes und das nicht nur als eine herausragende Sportlerin, sondern auch als eine motivierte, ehrgeizige Trainerin, Fachwartin, Kampfrichterin und Ehrenvorstandsmitglied ihres RSV. 1947 trat sie dem Verein bei, der erstmals Kunst und Mannschaftsräder beschafft hatte. Ein Jahr später startete die Verstorbene im 2er Kunstrad mit Horst Neuhaus. 1949 folgte der Hessische Meistertitel im 6er Kunstfahren der Schülerinnen. Ein Jahr später wurde sie Hessische Meisterin im 1er- und 2er Kunstfahren der Schülerinnen (Deutsche Meisterschaft für Schüler gab noch nicht). 1951 in Folge bis 1953 Hessische- und Deutsche Meisterin im 6er Kunstfahren der Juniorinnen und im 2er Kunstfahren war da die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. 1957 Hessische Meisterin und 4. bei den Deutschen Meisterschaften im 2er Kunstfahren der Frauen. Ab 1963 folgten neunmal Teilnahmen an Deutschen Meisterschaften in 6er bzw. 4er Kunstfahren.
Mehrmals wurde sie Hessenmeisterin, Südwestdeutsche Meisterin und Deutsche Vizemeisterin in den beiden Disziplinen. Ihre Leidenschaft für diesen Sport war ansteckend, inspirierte und motivierte alle, wie vor allem die Vereinskameradinnen und -kameraden bekennen, die lange mit ihr Seite an Seite standen. „Getrud war für uns alle ein großes Vorbild und immer da, wenn sie gebraucht wurde“. Wer Erfolg haben will, muss nach wie vor viel Ausdauer und Geschicklichkeit mitbringen und eifrig trainieren. Nach dieser Maxime lebte Gertrud Kessler und der Erfolg gab ihr Recht. Herausragend von den zahlreichen Titeln der dreimalige Gewinn der Deutschen Meisterschaft im 6-er Kunstrad und mehrfache Hessische Meisterin im 1er-, 2er-, 4er- und 6er Kunstfahren.
Diesen Anspruch gab sie auch als Trainerin und Sportwartin weiter. Es ist wohl einmalig, wie viele Nachwuchssportlerinnen mit ihr als Trainerin Erfolge einfahren konnten. 1963 übernahm sie als Trainerin Verantwortung für Kunstfahren im Verein. Von 1964 bis 1972 war sie Jugendwartin und dies auch in gleicher Funktion im Sportkreis 13 Wetzlar von 1969 bis 1976. 1970/71 machte sie ihre Ausbildung zur Jugendleiterin und Übungsleiterin beim Landesportbund Hessen. Bis 1978 folgten Fortbildungen. Seit 1971 war sie in Funktion als Fachwartin Kunstfahren beim RSV Krofdorf-Gleiberg. Vorstandsarbeit war ihr auch nicht zu viel und so fungierte sie von 1972 bis 1990 als Schriftführerin.
Ohne Unterbrechung war sie ab 1975 Kampfrichterin im Hessischen Radfahrerverband und von 1977 bis 2001 Kampfrichterin Beim Bund Deutscher Radfahrer 2006 ernannte sie ihr Verein zum Ehrenvorstandsmitglied. Mehr als ein Dutzend Ehrungen wurden ihr zu Teil vom Hess. Radfahrerverband, Bund Deutscher Radfahrer, dem Sportkreis Gießen, Landessportbund und der Landesehrenbrief des Landes Hessen wurde der Sportlerin verliehen. In der Vorstandsarbeit hat Sie sich entschieden und kompromisslos für den Kunstradsport eingesetzt und auf teure aber wichtige Anschaffungen von neuen Saalsporträdern in allen Größenklassen beharrt.
Gertrud war eine jahrzehntelange, verlässliche Größe und umso schmerzlicher ist ihr Verlust. „Sie reißt ein tiefes Loch in die Vereinsaktivitäten, aber vor allem in unsere Herzen“, heißt es von Vorstandseite.