Zum Abschluss des 50-jährigen Jubiläums lud der NABU Nonnenroth zur Pilzexkursion ein.
Bei regnerischem Wetter führte der Pilzsachverständige Tobias Fritzsche 32 Pilzfreunde in die Welt der Pilze. Bei seiner Einführung in die Ökologie der Pilze konnte er die Teilnehmer begeistern und die ökologische und wirtschaftliche Bedeutung der Pilze für unsere Welt aufzeigen. Nur von den essbaren Fruchtkörpern zu sprechen, so Fritzsche, würde dieser außergewöhnlichen Organismengruppe, die den Tieren nähersteht als den Pflanzen, nicht gerecht werden. Die heimlichen „Herrscher“ dieser Welt in ihren verschiedenen Erscheinungsformen können krank machen, aber auch heilen, helfen und zerstören. Es gibt viele verschiedene Formen von Pilzen. In unseren Breiten zeigen sich die Fruchtkörper von 6.000 – 9.000 Arten und da reden wir, so Fritzsche, nur von den mit bloßem Auge erkennbaren Großpilzen.
Bei uns gibt es etwa 150 bis 200 Giftpilze. Ein paar wenige (ca. 10 Arten) sind so giftig, dass sie tödlich sein können. Giftpilzen sieht man ihre Giftigkeit nicht an. Deshalb appelliert der Experte grundsätzlich nur solche Pilze zu sammeln und zu essen, die man als Speisepilze sicher erkennen kann. Alle anderen sollte man unberührt stehen lassen. Einer der gefährlichsten Giftpilze ist der Grüne Knollenblätterpilz.
In der Pilzbestimmung ungeübte Sammler können ihn mit essbaren Pilzen wie verschiedenen Champignon- und Scheidenstreiflingsarten oder auch Täublingen mit grüner Huthaut verwechseln. Zwischen 5 und 50 Gramm des Pilzes genügen, um einen Menschen umzubringen. Deshalb war es ihm wichtig, die Aufmerksamkeit auf die Unterscheidungsmerkmale wie Formen und Farben, Sitz der Sporenlager, Geruch, Hüllen, Scheide, Knollen und Manschetten usw. zu lenken. Zu den «Echten Pilzen» gehören die Ständerpilze, hierzu zählen sowohl der allseits bekannte Fichtensteinpilz als auch Pilze mit außergewöhnlicheren Formen wie etwa die Krause Glucke oder das Judasohr, und die Schlauchpilze, deren Fruchtkörper oft becherförmig sind und sowohl die unter Speisepilzsammlern heiß begehrten Morcheln als auch giftige Morcheln umfassen. Einige Pilze sind nur mit dem Mikroskop sicher bestimmbar. Die Strukturen, die hier verraten um welche Art es sich handelt wie zum Beispiel Schnallen und verschiedene Formen von Zystiden sind mikroskopisch klein. Winzig klein sind auch die Sporen mit denen sich die Pilze verbreiten.
Da die Exkursion in den Wald führte, fand die Gruppe sowohl Pilze, die in Symbiose mit Laubbäumen, der sogenannten Mykorrhiza, wachsen (Röhrlinge, Täublinge, Milchlinge usw.), als auch Saprobionten. Das sind Zersetzer, die von abgestorbenen Blättern, Holz und Nadeln leben (Schwindlinge, Porlinge, Schwefelköpfe, Tintlinge usw.).
Highlight der Exkursion war der Fund des Ästigen Stachelbartes. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) hat ihn zum “Pilz des Jahres 2006” gewählt, um auf eine seltene und gefährdete Pilzart hinzuweisen, deren Lebensraum alte Buchenwälder sind die geschützt werden sollten. Der Ästige Stachelbart beeindruckt vor allem durch sein exotisch anmutendes Äußeres. Bizarr geformt, unendlich verzweigt und blendend weiß, könnte man den Stachelbart eher für eine Südseekoralle halten.
Die anwesenden Kinder waren begeistert bei der Sache, da sie bei aller nötigen Vorsicht auch giftige und unbekannte Pilze pflücken und dem Experten zur Bestimmung bringen konnten. Der Pilzexperte stellte zum Abschluss fest, dass sich immer mehr junge Leute und Familien für die Pilze interessieren. Nicht nur aufgrund der Verwendbarkeit einiger Arten in der heimischen Küche, sondern auch aus Faszination für die Natur.