Als ich etliche Jahre in Hamburg arbeitete, war die Fahrradrunde um den Ratzeburger See (ca. 26 km) am Samstagnachmittag eine beliebte Erholungsvariante. Ratzeburg liegt an der Bahnstrecke Lüneburg-Lübeck und nahe der B 207, B208 und der A20. Der Ratzeburger See gehört zum Naturpark Lauenburgische Seen (ca. 40 Seen sind es), der die Fortsetzung der Mecklenburgischen Seenplatte in Schleswig-Holstein bildet. Nach dem Schaalsee, der teils schon zu Mecklenburg gehört, ist er der zweitgrößte See in diesem Zusammenhang. Die beiden Seen sind auch durch den Schaalseekanal, eine beliebte Paddlerroute, über den Pipersee verbunden.
Ratzeburg, die Kreisstadt des Landkreises Herzogtum Lauenburg (Fürst Otto von Bismarck war der letzte Herzog von Lauenburg), liegt in ihren Ursprüngen und der Altstadt mit dem Dom auf einer Insel im See, die aber mit drei Dämmen mit dem Festland verbunden ist. Durch diese Dämme werden auch drei kleinere Teilseen im Südteil gebildet. So z.B. der Küchensee, der die berühmte Ratzeburger Ruderakademie mit ihren Test- und Wettbewerbsstrecken beherbergt. Neben dem Barlach-Museum, dem Museum des Kreises Herzogtum Lauenburg gibt es auch noch das A.Paul-Weber-Museum.
Die Stadt wurde 1154 von Heinrich dem Löwen gegründet, wie auch der Backsteingotik-Dom, der 1170 fertiggestellt wurde.
Ich radelte immer von Ratzeburg aus im Uhrzeigersinn um den See. Am Westufer entlang ging ein befahrbarer Wanderweg teils nahe dem Seeufer, teils wenig abseits durch den Wald. Auf Höhe Einhaus kann man mit einem kurzen Abstecher das Ansveruskreuz ansteuern, das im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Der Heilige der katholischen Kirche und Benediktinermönch des Ratzeburger Klosters missionierte die dortigen Slawen. Er wurde im Jahre 1066 an dieser Stelle gesteinigt, nachdem die Abodriten einen Aufstand gegen ihren christlichen Herrscher Gottschalk durchführten. Am zweiten Sonntag im September findet jährlich eine Wallfahrt der kath. Kirche zum Ansveruskreuz statt.
Man radelt dann an etlichen schönen “Datschen” und der einen und anderen öffentlichen Badestelle vorbei, durch Wald und Wiese ans nördliche Ende des Sees bei Rothenhusen.
In Rothenhusen fließt aus dem Ratzeburger See die Wakenitz nach Norden und mündet im Lübecker Stadtgebiet nach 15 km in die Trave. Die Wakenitz wird auch gerne als “Amazonas” des Nordens” bezeichnet. Sie war viele Jahre unberührt und die Natur konnte sich an ihren Ufern frei entwickeln, war sie doch die Grenze zur DDR. Die Brücke direkt am Ausfluß aus dem See ist seit 2009 eine moderne Stahlbogenbrücke. Bei meinem ersten Besuch anno 1990 war sie noch aus Holz und für Fahrzeuge über 1 to gesperrt. Ganz aus Versehen fuhr ich mit meinem VW-Golf drüber, nachdem ich auf der Ostseite des Sees den Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen bis zur Brücke gefahren war. Die Ausflugsschifffahrt fand jedoch auf der Wakenitz immer statt.
Nicht weit von der Wakenitz am nordöstlichen Seeufer entlang erreicht man die Gemeinde Utecht. Das hübsch renovierte “Kuturhaus” erinnert an die DDR-Vergangenheit. Das Seeufer war bis zur Hälfte der Strecke nach Süden in Richtung Ratzeburg früher DDR-Gebiet.
Am südlichen Ende des Sees bieten sich immer wieder schöne Ausblicke in Richtung Stadtinsel.
Und mit einem Sonnenuntergang, Blick von Rothenhusen über den See nach Südwesten, sei der Beitrag aus meiner alten Dia-Kiste geschlossen.