Im Mittelpunkt der diesjährigen Mitgliederversammlung des Hospiz-Vereins Gießen e.V. stand der Bericht über die Entwicklung im Jubiläumsjahr 2022. Eröffnet wurde die Mitgliederversammlung mit einem Vortrag von Herrn Dr. Drs. Sicco H. van der Mei. Sein Thema: wie überbringt man schlechte Nachrichten unter besonderer Berücksichtigung der Situation des Nachrichtenempfängers. Ein Thema, das zum Alltag der Hospizler gehört und damit den Hospizlern in besonderer Weise am Herzen liegt.
Nicht nur die Sprache, so der Referent, sondern auch die Elemente einer nonverbalen Kommunikation, wie Gestik, Augenhöhe, Körperhaltung und Distanzzonen, sind zu beachten. Das Gespräch bedarf einer gründlichen Vorbereitung und muss die besondere Situation des Nachrichtenempfängers berücksichtigen. Zu bedenken ist u.a., dass das Sprachverständnis aufgrund der besonderen Situation stark beeinträchtigt ist und der Empfänger für das Gesagte sehr empfänglich ist und daher eine erhöhte Suggestibilität besteht.
Die Botschaft sollte Orientierung, Verlässlichkeit, Halt und Perspektive, aber auch Hoffnung vermitteln. Zu viel Direktheit ist ebenso zu vermeiden wir Phrasen und die Nutzung technischer-berufstypischer Begriffe, die der Empfänger nicht versteht. Auf die Bedeutung von Pausen während des Gesprächs wies der Referent hin. Für den Überbringer der schlechten Nachricht ist wichtig, dass er sich nicht in die Illusion des Nachrichtenempfängers hinziehen lässt, auf keinen Fall unrealistische Hoffnungen weckt und sich vom Gespräch hinterher innerlich löst. Im Ergebnis lieferte der Referent jedem Zuhörer einen wohl sortierten Handwerkskasten, der ihn in die Lage versetzt, bedacht schlechte Nachrichten zu überbringen.
Nach dem Vortrag und der sich anschließenden Diskussion eröffnete der Vorstandsvorsitzende, Herr Erwin Kuhn, die Mitgliederversammlung. Einleitend ließ der Vorsitzende die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr (25 Jahre Hospiz-Verein Gießen) Revue passieren. Er verwies auf die Lesung der Journalistin Frau Gabriele von Armin. Sie berichtete über 10 Jahre Pflege ihres schwerkranken Ehemanns. Bei dem Konzert der Liebigschule Gießen auf dem Schiffenberg nutze der Vereinsvorsitzende die Gelegenheit, im Rahmen eines Grußwortes über die Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen des Vereins zu informieren. Weitere Schwerpunkte im Jubiläumsjahr waren die Gründung einer Arbeitsgruppe „Junges Ehrenamt“, der Ausflug der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen nach Frankfurt am Main mit einem Besuch im Palmengarten und einem gemütlichen Ausklang auf dem Schiffenberg. Den Schlusspunkt der Jubiläumsveranstaltungen setzte Herr Prof. Dr. Franz Josef Wetz mit seinem Vortrag „Glück-ein zerbrechliches Gut“ mit einer sich anschließenden Diskussion.
Im Mittelpunkt der Arbeit des Hospiz-Vereins standen wie in den Vorjahren die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen. Mit 70 Begleitungen konnte das Vorjahresergebnis, das noch durch Corona beeinflusst war, deutlich überschritten werden. Lebhaft gefragt waren wieder die durch den Verein angebotenen Veranstaltungen für Trauernde.
Der Kurs zur Schulung des ehrenamtlichen Nachwuchses war wieder voll belegt und konnte wie geplant im Juli abgeschlossen werden. Im September nahm ein wieder voll belegter Kurs die Arbeit auf. Auch in 2022 wurde wieder die Gelegenheit genutzt, Wissen über die Begleitung schwerstkranker und sterbender Menschen im Rahmen der „Letzte Hilfe Kurse“ und durch Vorträge in den Schulen zu vermitteln.
Der Schatzmeister, Herr Dr. Martin Scheld, erläuterte die Einnahme-Überschussrechnung und konnte zusammenfassend über solide wirtschaftliche Verhältnisse berichten.
Satzungsgemäß standen Vorstandswahlen an. Bis auf den Schatzmeister, der auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausschied, wurden alle bisher im Vorstand tätigen Damen und Herren in ihren Ämtern bestätigt. Für den aus dem Vorstand ausgeschiedenen Schatzmeister wurde Frau Karin Geyer neu in den Vorstand gewählt.
Mit einem Dank an die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen schloss der Vorstandsvorsitzende die Mitgliederversammlung.
Erwin Kuhn (Vorsitzender)