Vortrag des Oberhessischen Geschichtsvereins stieß auf großes Interesse
Mit einem Vortrag über “Die Chatten und die Germania Superior – ein Überblick” und dem Referenten Dr. Armin Becker (Xanten) beendete der Oberhessische Geschichtsverein für dieses Jahr seine Vortragsreihe. Vorsitzender Dr. Michael Breitbach begrüßte die Besucher und den Referenten und verwies auf dessen enge Bindung zum mittelhessischen Raum, nicht zuletzt bestätigt durch seine verantwortungsvolle Beteiligung an der Grabung im Römerlager Waldgirmes und frühere Vorträge .Zugleich sah Breitbach durch den guten Besuch die Erfahrung bestätigt, dass archäologische Themen beim Publikum besonders gut ankämen.
Gleich zu Beginn seiner Ausführungen über Germanien in der Spätantike bezeichnete der Vortragende die Vorstellung als irrig, wonach die Varusschlacht das Ende römischen Vordringens über den Rhein bedeutet habe. Bei einem Feldzug 49/50 berichten Quellen gar von einer Befreiung letzter Gefangener der Varusschlacht. 57/58 fielen zwei römische Heere in Germanien ein, und 58 fand eine Schlacht zwischen Chatten und Hermunduren um die Salzquellen der Werra statt. Neue Militärlager lassen sich u.a. an der Lahnmündung bei Lahnstein und Bad Ems nachweisen, wie viele andere aber nicht von Dauer. Beim Überblick über die Germanenpolitik der Flavier, verbunden mit den Namen Vespasian und Domitian, zeige sich ,die Germanenpolitik sei für Rom eine “recht mühselige Kriegsführung” gewesen, da die Chatten große Schlachten mieden und eine Art Guerillakrieg führten. Trotzem sei in den Chattenkriegen 83/85 die dauerhafte Absicherung der Wetterau gelungen.
Für das 2. Jhd. sei die Quellenlage dürftig, doch wurde der unter Domitian begonnene Limes Mitte des 2.Jhds. durch Steintürme, die die alten hölzernen Gebäude ablösten, abgesichert. 213 führte Caracalla einen Germanenfeldzug, 235 tat dies M. Thrax. Die letzte Erwähnung der Chatten findet sich 392/393. Dr. Becker verwies auf große Umbrüche im Raum Germanien u.a. in den Markomannenkriegen und die Alamannen. Des Weiteren ging der Referent in seinem mit ausgewähltem Bildmaterial illustrierten Vortrag auf das Reich unter den Severern ein, als es den germanischen Gebieten “recht gut ging”.
Mit zwei fest verbreiteten Ansichten setzte sich der jetzt im Archäologischen Park Xanten für Bodenfunde zuständige Kenner der germanischen Frühzeit kritisch auseinander. Der nahtlose Übergang von Chatten zu den Hessen werde gern geglaubt,sei aber nicht gesichert, lediglich die gleichen Gebiete wurden bewohnt .Vermutlich seien die Chatten im Stammesverbund der Franken aufgegangen. Auch sei der Limes eher der Kontrolle wegen eingerichtet worden als zur Verteidigung des römischen Reiches. Viel Beifall für einen gelungenen Jahresabschluss .
Text und Bild: Dr. Hans-Wolfgang Steffek M.A.