Mehr Haltepunkte an der Vogelsbergbahn!

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Vogelsbergbahn im Industriegebiet Buseck-Ost
An dieser Stelle wäre ein Haltepunkte im Industriegebiet Buseck Ost mit kurzem Weg zu Martin-Luther-Schule und Leppermühle möglich

Ortsbeiräte, Firmen, Schule, Leppermühle und Verkehrswende-Initiative schmieden Bündnis

Rödgen/Trohe, Buseck-Industriegebiet und Lindenstruth: An diesen drei Orten sollen künftig die Regionalbahnen zwischen der Gießener Kernstadt und dem Vogelberg halten. Bislang rauschen sie dort überall vorbei, obwohl genügend Platz für die Anlage von Bahnsteigen vorhanden wäre. Für den Bahnhof im Industriegebiet von Großen Buseck gründete sich jetzt sogar ein Bündnis aus den dortigen Betrieben, der Leppermühle, der Martin-Luther-Schule und der Verkehrswende-Initiative Buseck mit Unterstützung aus Parteien und Gemeindeverwaltung. „Hier arbeiten über 1000 Menschen, hinzu kommen die Schüler*innen und die Menschen in den Wohnheimen. Sie alle sind vom öffentlichen Personenverkehr abgeschnitten, was ihre Mobilität einschränkt oder viel Autoverkehr erzeugt“, heißt es aus der Runde, die sich vor einigen Tagen in der Leppermühle traf und deutlich darauf hinwies, dass es völlig unverständlich sei, dass hier sogar eine Schule kaum erreichbar sei. Politik und Verwaltung seien aufgerufen, schnell zu handeln. Dafür wollen die Beteiligten am Bündnis für den Haltepunkt Buseck-Industriegebiet in Zukunft verstärkt werben. Das nächste Treffen ist für den 20.9. um 17 Uhr am gleichen Ort vorgesehen. Bis dahin sollen genauere Daten darüber erhoben werden, wie viele Menschen täglich einen solchen Haltepunkt nutzen könnten. Die Einrichtung eines Bahnsteigs sei im Bereich vorhandener, nicht mehr genutzter Industriegleise vermutlich recht einfach.

Anwesend bei dem Gespräch waren auch Vertreter*innen aus dem Ortsbeirat Rödgen, die ebenso auf die Wiedereinrichtung eines Haltepunktes hoffen. Die Stadtbuslinie sei an der Grenze ihrer Kapazität, was auch externe Gutachter bestätigen würden. Eine Bahnlinie sei schneller und leistungsfähiger, zudem könne das noch vorhandene zweite Gleis zwischen Rödgen und der ebenso vorgesehenen Haltestelle „Uderborn/Alter Flughafen“ reaktiviert werden, um die Bahnlinie gleichzeitig schneller zu machen. Vom Haltepunkt Rödgen wäre auch Trohe fußläufig erreichbar.
Zudem steht der Wunsch nach einem Haltepunkt in Lindenstruth, für den sich ebenfalls schon der dortige Ortsbeirat ausgesprochen hat. Ab September soll die Initiative für mehr Haltepunkte daher von allen vier Orten gemeinsam vorangetrieben werden.

Da momentan mehrere Gutachten zur Ertüchtigung der Vogelsbergbahn laufen und die Strecke grundsätzlich in der Ausbauliste zum Deutschlandtakt steht, seien Vorschläge wichtig, wie der Ausbau erfolgen solle. Es wäre schade, wenn nur die größeren Orte profitieren würden. „Eine Verkehrswende muss die Fläche anbinden, um die großen Pendlerströme abzufangen, die Ortsdurchfahren und die Innenstadt von Gießen belasten“, äußerten sich Beteiligte aus der Verkehrswende-Initiative. Dazu seien die weiteren Haltepunkte ebenso wichtig wie Buszubringer aus den abgelegeneren Dörfern und eine Ertüchtigung der Vogelsbergbahn* insgesamt, um einen dichteren Takt und den Wechsel zwischen schnelleren Regionalexpresszügen und den in allen Orten haltenden Regionalbahnen zu ermöglichen.

 

Zum technischen Hintergrund

Es ist wichtig, die Bahnhaltepunkte Gewerbegebiet Großen-Buseck, Lindenstruth, Rödgen rechtzeitig ins Gespräch zu bringen und den Bedarf deutlich zu machen, da weitere Haltepunkte auf die Gesamtplanung – auch von zusätzlichen Gleisen und Kreuzungspunkten – wesentlichen Einfluss haben. Der Zielkonflikt von „viele Haltepunkte“ und „Schnelligkeit“ könne nämlich nur dann entschärft werden, wenn zusätzliche zweigleisige Abschnitte/Haltepunkte geschaffen werden. Diese seien einerseits zwischen Rödgen und Gießen-Uderborn nötig und möglich, da dort bereits ein zweites Gleis liege, welches auf dem vorhandenen Bahndamm bis zum zukünftigen Haltepunkt Rödgen verlängert werden kann. Ebenso ist ein zweites Gleis im Bahnhof Saasen nötig, der dann mittig zwischen Reiskirchen und Grünberg liegen würde. Auch dort ist der Damm des ehemaligen zweiten Gleises noch vorhanden und reaktivierbar. Das würde die Kosten erheblich senken. Mit diesen schnell realisierbaren Ausbauten wäre es möglich, dass sowohl ein Zug, der überall hält (RB), und ein schnellerer Zug (RE) eingesetzt wird. Die größeren Orte könnten dann im Halbstundentakt angefahren werden, wobei jeweils ein Zug schnell nach Gießen unterwegs ist und der andere an allen Haltestellen hält. Im Stadtgebiet Gießen wäre ebenfalls ein zweites Gleis nötig. Das ist teuer und schwierig umzusetzen. Stattdessen schlagen Verkehrswendegruppen vor, einen Teil der Regionalbahnen an der B49 auf neu zubauende Straßenbahngleisen als RegioTram durch die Innenstadt zur Frankfurter Straße fahren zu lassen, wo sie dann Richtung Süden wieder auf Bahngleisen weiterfahren. Straßenbahnen in der Variante der RegioTram sind die leistungsstärkste Form, Gießen als Oberzentrum mit dem Umland zu verbinden.

Zweigleisiger Abschnitt kurz vor Rödgen
Zweigleisig bis kurz vor Rödgen, der Bahndamm geht sogar bis in den Ortsbereich. Hier wären Begegnungsfahrten und Überholungen einfach möglich – ebenso ein zusätzlicher Haltepunkt

3 Kommentare

  1. Mein Kommenatar war etwas zu kurz. Was ich meinte ist, dass dringend notwendig ist, dass auf bestimmten Teilstrecken eine zweigleisiger Ausbau zu fordern ist, damit die Züge nicht nur in (noch mehr) Bahnhöfen sich kreuzen können, sondern auch auf “freier Strecke” eben zwischen zwei Bahnhöfen.

    Im Umfeld von Giessen, könnte ich mir zum Beispiel ein zweigleisigen Ausbau zwischen Flughafen und Großernbuseck vorstellen. (Habe vor einer Woche wieder einmal über 15 Minuten in Großenbuseck “gestanden” bis der verspätete Zug aus Giessen eindrudelte.)

  2. Anmerkung zu folgender Passage:

    (….) “Dazu seien die weiteren Haltepunkte ebenso wichtig wie Buszubringer aus den abgelegeneren Dörfern und eine Ertüchtigung der Vogelsbergbahn* insgesamt, um einen dichteren Takt und den Wechsel zwischen schnelleren Regionalexpresszügen und den in allen Orten haltenden Regionalbahnen zu ermöglichen.” (…….)

    Vor rund 2 bis 3 Jahrzehnten wurde deswegen der Einsatz von Neigezügen auf der Vogelsbergbahn gefordert. Wegen technischer Probleme bei dem Zugbauern konnte diese Forderung nicht umgesetzt werden. Aber sie ist m. E. richtig. Wer mehr Haltepunkte fordert muss mit berücksichtigen, dass die Züge etwas schneller werden müssen, denn an den Knoten Giessen und Fulda sind bundesweit festgelegte Taktzeitpunkte einzuhalten. Sprich die Fahrzeit darf trotz mehr Halte nicht verlängert werden. ODER Der Zug muss außerhalb der Halte schneller werden.