Der Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert die geplante einseitige Schlechterstellung des öffentlichen Verkehrs durch die Einführung einer 3G-Regelung. Stattdessen müssen beim öffentlichen Verkehr die gleichen Anforderungen gelten, wie im sonstigen öffentlichen Raum, insbesondere beim Autofahren. Ein großes Fragezeichen setzt der Verband zudem hinter die Kontrollierbarkeit der Maßnahmen.
Die neusten Vorschläge für das Infektionsschutzgesetz haben einen endlich totgeglaubten Zombie wieder zum Leben erweckt: Eine 3G-Regelung für den öffentlichen Verkehr. Der Fahrgastverband PRO BAHN sieht diese Maßnahme kritisch. Insbesondere, da andere Bereiche ausgenommen bleiben.
Im Gegenteil, Studien – auch im Auftrag der Bundesregierung – ergeben, dass der öffentliche Verkehr sehr sicher ist. Auch bezüglich der Teilhabe ist die Unterscheidung nicht verständlich. „Warum gilt im Supermarkt kein 3G, weil Ungeimpften die Freiheit eingeräumt wird, einkaufen zu gehen, aber wenn sie auf den ÖPNV angewiesen sind, kommen sie dort gar nicht erst hin. Es entsteht der Eindruck, dass manche Abgeordnete sich zu sehr an die Verfügbarkeit des eigenen Wagens oder des Fahrdiensts des Bundestags gewohnt haben“, kritisiert der Fahrgastverband PRO BAHN die Ausgestaltung der Maßnahme und fordert „Für Supermarkt und öffentlichen Verkehr müssen die gleichen Regeln gelten – entweder ist beides Daseinsvorsorge und Teilhabe oder keines von beidem!“
Auch die Umsetzung wirft mehrere Fragen auf: „Wie soll man sowas kontrollieren?“ wundert man sich. Während das im Speisewagen oder im Nachtzug gut umsetzbar ist, wird es bereits im regulären Fernverkehr schwierig. Wenn sich wie zwischen Würzburg und Hannover die Halte halbstündlich aneinanderreihen, kommt das Personal aber oft schon mit den normalen Kontrollen zwischen zwei Halten nicht durch, zwischen Bremen und Norddeich bedient der Fernverkehr sogar alle Nahverkehrshalte. Im Nahverkehr wird eine flächendeckende Kontrolle unmöglich. „Wenn Busfahrer bei jedem Fahrgast kontrollieren müssen, wird ein pünktlicher Betrieb unmöglich. Und wie das bei der Münchner S-Bahn funktionieren soll, muss uns erstmal einer erklären – Personal an jeder Tür? Und wo soll das herkommen?“.
Abschließend fragt Thomas Kraft, PRO BAHN-Funktionsträger aus Mittelhessen: “Warum soll man im PKW mit 4 Insassen künftig weiterhin ohne Maske und ohne Impfnachweis sitzen dürfen? Somit wird der ÖPNV erneut in eine einseitige Schmuddelecke gedrängt, obwohl sich nur 2-3% der Menschen im ÖPNV infiziert haben. Dann steigen die Menschen in Fahrgemeinschaften auf das Auto um, um 50-100 km in die Metropole zu pendeln. Bei solch einer Einseitigkeit ist doch niemandem geholfen.”