Gerade ausgelesen – neue Buchtipps
„Das doppelte Grab“ von Margarete von Schwarzkopf. – Gerade erschienen, der 5. Teil der Serie um Dr. Anna Bentorp. Die Kunsthistorikerin ist gerade dabei den Keller ihres geerbten Hauses in Köln für den Verkauf sanieren zu lassen, als bei den Arbeiten 2 Skelette gefunden werden. Eines stammt aus der Römerzeit samt einem Schwert und 3 Goldmünzen als Grabbeigabe, das andere aus den 1940er Jahren, womit sich die Kripo beschäftigen muss. Natürlich ist Annas Neugier geweckt. Schon bald befindet sie sich auf der Suche nach einem Schatz und muss, weil noch andere um jeden Preis das Gesuchte in ihre Hände bekommen wollen, um ihr Leben fürchten.
Wie schon in den Vorgängerbänden ist die Geschichte auf 2 – hier sogar auf 3 – Zeitebenen angesiedelt. Anna in der Gegenwart, ein Mönch im 16. Jahrhundert und einige Römer aus der Zeit der Varusschlacht. Wie immer spannend und auf angenehme Weise lehrreich, v.a. was die römische Geschichte angeht. Man kann den Roman durchaus lesen ohne die früheren Teile zu kennen, doch möglicherweise will man das nach der Lektüre ändern. Ich mag diese anspruchsvolle Reihe sehr.
„Todsichere Rezepte für die moderne Hausfrau“ von Karma Brown. – Die Neuerscheinung, Übersetzung eines kanadischen Bestsellers, handelt von 2 mehr oder weniger frustrierten Ehefrauen. Zum einen Nellie in den 1950er Jahren. Ihr Leben bewegt sich vorwiegend zwischen den 3 Ks, Küche, Kirche, Kinder. Letzteres klappt nicht, der Ehemann Richard wird zunehmend ungeduldig, lieblos und gewalttätig. Zum anderen Alice und Gatte Nate im Jahr 2018. Sie haben Nellies Haus gekauft und restaurieren es. Nate schlägt zwar nicht zu, will aber genau wie Richard gerne alleine bestimmen, wo es langgeht. Wie die beiden Damen mit ihren Männern „fertig“ werden, wird abwechselnd erzählt. Über Nellies Kapiteln stehen Rezepte aus ihrem alten Kochbuch, über Alices Kapiteln lesen wir Sätze aus älteren Eheratgebern wie z.B. diesen: „Vom Hochzeitstag an sollte die junge Gattin ihr Leben auf den wahrscheinlichen Fall der Empfängnis und Mutterschaft hin ausrichten. Ansonsten hat sie weder Recht noch Anspruch auf ein Dasein als Ehefrau.“ (1902). Puh, schrecklich, aber wenn man die Kapitel aus dem Jahr 2018 liest, glaubt man tatsächlich, dass sich noch nicht allzu viel geändert hat. Meine Sympathien galten Nellie. Die Handlungen von Alice konnte ich nicht immer nachvollziehen. Aber dennoch alles in allem: ein superguter Roman. Hat mir gefallen.
„Der rote Judas“ von Thomas Ziebula. – Leipzig 1920. Kriminalinspektor Paul Stainer, ein überzeugter Sozialdemokrat, ist gerade erst schwer traumatisiert aus französischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, da wird er schon mit einer rätselhaften Mordserie konfrontiert. Nach und nach findet er heraus, dass eine Gruppe ehemaliger Mitglieder der Reichswehr gezielt die „linken Verräter“ unter den Mitwissern eines grauenvollen Geheimnisses tötet. Eine hervorragend recherchierte, spannende, actionreiche und fesselnd geschriebene Darstellung der politischen Lage in Deutschland nach dem 1.Weltkrieg. Muss man lesen und gleich weiter machen machen mit der Fortsetzung „Abels Auferstehung“, die sich nahtlos anschließt.