„Wenn Liebe zu Kunst wird“ – Stationentheater auf Burg Staufenberg 29. August

Das diesjährige Sommerprojekt von Theater GegenStand feierte Premierenwochenende im Alten Botanischen Garten und wird am kommenden Sonntag, 29.08.2021, um 18:00 Uhr auch die Burg Staufenberg verzaubern.
Gemäß dem Motto zierten Kunst, Gedichte, musikalische Klänge und Theaterszenen die
Grünflächen und Wege des Alten Botanischen Gartens. Das Besondere: alles war aus Liebe zueinem Menschen entstanden. Besucherin Sharchen Hagen besuchte begeistert mehrere
Vorstellungstermine und fasste zusammen: „Wer bin ich? Ich kann vor Zartheit verschmelzen, weil ich eine Blüte auf einem Baum sehe […] Das hat mir so viel Mut gemacht, einfach einmal Dinge zulassen, auch die Furcht, die kommt… Und die große Freude von Kunst in Natur.“
Einmal verloren zwischen Birken und Buchen, fing eine:n eine Figur pantomimisch ein, man
wandelte mit und erwachte an einem neuen Theaterort. Beispielsweise an der Station „Was
fühlst Du“, die in überraschender Leichtigkeit den eigenen Blick nach innen und die fremden im außen verband. Multimedial mit Liebe zum Detail und zu anregenden Zitaten, zog diese Achtsamkeits-Station jede:n in Bann. Inspiriert durch Performances von Marina Abramović ließen sich drei Schauspieler:innen auf die Besucher:innen ein. Fremde waren hier einander nahe und doch unverfänglich fern. „Nähe ist etwas Gefährliches geworden, ich merke da ist ein Wunsch danach“, fasste Karen Rémy ihre Erfahrung der ersten drei Spieltage zusammen.

Es war eine nervenzehrende Premiere für die Dramaturginnen Karin Winkelsträter und Lara
Mehler. Nachdem alle Vorbereitungshürden erfolgreich übersprungen waren, galt es eigentlich nur das durchwachsene Wetter zu meistern, schließlich spielten sich alle Szenen im Freien ab. Erst regnete es bis zum Spätnachmittag, dann fiel ein tragender Darsteller aus und spontaner Ersatz musste gefunden werden. „Heute war mein Regie-Debüt, das wäre schon aufregend genug gewesen“, bemerkte Mehler mit einem Augenzwinkern und Winkelsträter ergänzte: „Das war unsere bisher aufwändigste Inszenierung, was Equipment, Orte und Auflagen betrifft!“

Geborgenheit, Nähe, Zuversicht, Leichtigkeit, Freiheit, innere und äußere Liebe, Vertrauen,
Respekt, Miteinander… Das Sommerprojekt 2021 war ein sich stets veränderndes
Gesamtkunstwerk; jede Station, jede Figur hatte liebevoll neu produzierte Elemente
verschiedener Kunst- und Kulturkooperationen. Mit neun Walkacts und Aktivangeboten sowie fünf Stationen (mit etwa 12 Minuten Spieldauer und drei- bis viermaliger Wiederholung) und einer alles verbindenden Abschlussperformance (dem „Kraft-Akt“, in dem alle Protagonist:innen miteinander agierten) hat Theater GegenStand die lokale Kunstszene aktivierend verwoben und zu einem sinnlichen Zwiegespräch mit den Gäst:innen eingeladen.
Nach diesem aufwühlenden Abend mit innigen, wohligen historischen Liebesäußerungen
bleiben vor allem die neu interpretierten Facetten eines Gefühls: die vereinende, glückselige, gleichgeschlechtliche, tröstende, stete, klammernde, zerstörende, wilde Liebe. Man erinnert die Verstrickungen in der Performance „Zerreiss-Probe“ von Judith Dirks. Die symbolischen roten Fäden entwickelten sich von weichem Liebesgarn zu narzisstischem Sperrgut und kulminierten in fesselnden, fremden Kontrollstricken. Die Aussage: „Deine Taille wurde geformt von meinem Arm“ wird eine:n noch lange umtreiben. Die Darbietung bezog sich auf ein Gedicht Pablo Nerudas und wurde parallel auf musikalischer Ebene mit Free Jazz Musik von Matze Graf und Andreas Müller großartig live interpretiert.
Am Ende wurde deutlich, was Müller verschmitzt im Interview erläuterte: „Natürlich bin ich voller Liebe! …Das war’s. Der Rest ist Projektionsfläche, man muss ja immer auch ein Hauch von Geheimnis bewahren.“

Das Stationen-Theater wurde von zahlreichen lokalen Kulturakteur:innen unterstützt, finanziell gefördert wurde es von der Universitätsstadt Marburg und vom Fonds Darstellende Künste.
Weitere Aufführungen (Einlass 17 Uhr, Beginn 18 Uhr): Sa., 28.8. (Schlosspark Laubach, Eintritt: 8/12€), So. 29.8. (Burg Staufenberg, Eintritt: 8/12€), Do., 2.9. u. Fr., 3.9. (Spiegelslustturm Marburg), Fr. 17.9., Sa. 18.9. u. So. 19.9. (Q Marburg), Eintritt: pay what you want (Förderung Sommerstadt Marburg),
Voranmeldung: theater-gegenstand.de; Instagram: liebezukunst_sopro21.

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