“Autonomes fahren im ÖPNV”, ein zukunftweisendes Pilotprojekt

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Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zum Thema „Zukunft der Mobilität“ machte sich Bettina Jost, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FREIE WÄHLER Pohlheim zusammen mit dem Pressesprecher der FREIE WÄHLER, Ulrich Sann und Christian Görlach, als interessiertem Bürger, vor Ort in Bad Soden Salmünster ein Bild von dem Projekt „autonomes Fahren“ mit dem „easy shuttle“ unter dem Motto: „Unterwegs ohne Lenkrad, Kupplung- und Bremspedal”.

Bei dem „easy shuttle“ handelt es sich um ein zukunftsweisendes Pilotprojekt im Bereich „autonomes fahren“. Seit einem Monat dreht der „EASY“ Bus in Bad Soden-Salmünster eigenständig seine Runden.

Die Pohlheimer Gruppe wurde vom Bürgermeister Dominik Brasch zusammen mit dem Vorsitzenden der GWL (Gemeinsame Wähler Liste) Hans-Georg Schiesser an der Halttestelle vor der „Spessart-Therme“ empfangen und anschließend in einem Raum der Therme über dieses besondere Verkehrsprojekt informiert. Bad Soden-Salmünster ist ähnlich wie Pohlheim eine Flächenstadt mit ungefähr 14.000 Einwohnern in 11 Stadtteilen und vom Land Hessen als Mittelzentrum eingestuft. Eine große strukturelle Herausforderungen in Bad SodenSalmünster ist der Bahnhof, der sich in einem anderen Stadtteil befindet, als die von den Gästen stark frequentierten Kur- und Hotelanlagen.

Ein konventioneller ÖPNV Rundverkehr innerhalb der Kurstadt lohnte sich bisher aus ökonomischen Gründen nicht. Auf der Suche nach alternativen Lösungen, ergab sich die Möglichkeit, an dem aktuellen Pilotprojekt mit dem autonom fahrenden Bus teilzunehmen.

Auf der politischen Ebene war es kein kontroverses Thema, denn alle Fraktionen befürworten dieses zukunftsorientierte Projekt“, erklärt Bürgermeister Brasch. Nach der politischen Befürwortung mussten in der Verwaltung verschiedene wichtige Voraussetzungen geklärt werden. „Autonomes Fahren“ ist im heutigen Straßenverkehr Neuland und sowohl juristische als auch Versicherungsgründe verhindern bislang praxisnahe Einsätze autonom fahrender Fahrzeuge.

Trotz Verzögerungen durch Corona dauerte es von den anfänglichen Gesprächen bis zur ersten „autonomen“ Fahrt des Busses in der Kur- und Badestadt nur knapp zwei Jahre.

Die Kosten für die Gemeinde hielten sich im überschaubaren Rahmen. Es wurde ein fünfstelliger Betrag in die Einrichtung der Haltestellen, sowie die temporäre Aufstellung einer Leichtbauhalle für den Bus als Ladestation und Garage investiert. Diese Halle kann nach dem Ende des Projektes einer anderen Verwendung zugeführt werden.

Mit Neugierde und enthusiastisch wurde eine gemeinsame Probefahrt unternommen. Diese Fahrt bestätigte dann für die Besucher aus Pohlheim, überzeugend die Ergebnisse, die in der Kurstadt in den ersten Wochen des Betriebes gewonnen wurden: „Der autonom fahrende Bus integriert sich, obwohl er mit elf Stundenkilometern langsam fährt, gut in den Verkehr.“

Auch wenn der Bus wie von Geisterhand gelenkt im Verkehr mitfährt, ist es aus rechtlichen Gründen notwendig, dass immer noch ein „Operator“ (Fahrer) mit an Bord ist. Sofern dieser im Notfall in den Betrieb eingreifen müsste, erfolgt dies nicht mehr mit Lenkrad und Bremspedal, sondern mit einem von Computerspielen bekannten Steuergerät, dem „X-Box Controller“.

Bei dem X-Box Controller handelt es sich um ein Gerät, mit dem normalerweise Computerspiele gesteuert werden. In Bad Soden-Salmünster befindet sich solch ein Controller in dem autonom fahrenden Bus „easy shuttle“.

Der „Operator“ teilte mit, dass zur Zeit Starkregen und später im Winter Schneeschauer Probleme bereiten, da die Elektronik Regentropfen oder Schneeflocken nicht gut von anderen Hindernissen unterscheiden könne. „Dann wird es schon mal etwas „ruckelig“, wenn der Bus aus Sicherheitsgründen dabei wiederholt stark abbremst,“ erzählte der mitfahrende „Operator“ den Gästen.

Es gebe noch Verbesserungsmöglichkeiten, zum Beispiel die Geschwindigkeit des Busses, die momentan durch den Gesetzgeber in Zusammenarbeit mit Versicherungsgesellschaften noch niedrig gehalten werde.Weiter gibt es die Einschränkung, dass der in dem Pilotprojekt eingesetzte Bus nicht barrierefrei ist. Es dürfen beispielsweise aus Sicherheitsgründen weder Rollatoren noch Gepäck mitgenommen werden.

Dabei sollte man berücksichtigen, dass es sich bei dem in Bad Soden Salmünster fahrenden Modell um einen „Gebrauchtwagen“ handelt. Es gibt in diesem speziellen Fahrzeugsektor nach kontinuierlicher Weiterentwicklung neuere Modelle mit veränderter Sicherheitsausstattung

Die Forschung und technische Umsetzung auf diesem Gebiet geschehe sehr dynamisch und es ist daher davon auszugehen, dass die oben genannten Einschränkungen schnell der

Vergangenheit angehören.

Bis solche Busse im Regelbetrieb die bisherigen Angebote ersetzen können, dauert es wahrscheinlich noch Jahre. Allerdings ist es wichtig bereits jetzt die Entwicklung zu beobachten, sowie Kontakte und Kompetenzen in diesem Gebiet aufzubauen,“ sagte Bürgermeister Brasch.

Mit dieser zukunftsweisenden Technologie gibt es auch für die Flächenstadt Pohlheim neue Möglichkeiten und es gilt diese optimal und zum richtigen Zeitpunkt zu realisieren“, fasst Bettina Jost hoffnungsvoll ihre neuen Erfahrungen zusammen. Sie würde sich darüber freuen, wenn in Pohlheim, ähnlich wie in Bad-Soden-Salmünster, fraktionsübergreifend an diesen Themen gearbeitet würde und interessierte Bürger mit in die Diskussionen und Überlegungen eingebunden würden.

Wir sind offen für den Dialog im politischen Rahmen und freuen uns über Ideen und Meinungen aus der Bürgerschaft“, so Jost.

Der Besuch der Pohlheimer FREIE WÄHLER erfolgte mit einem elektrisch angetriebenen Pkw, so dass auf der Hin- und Rückfahrt zur „Information über autonomes Fahren“, zusätzlich der Aspekt der „Mobilität ohne Verbrennungsmotor“ in der Praxis getestet werden konnte.

2 Kommentare

  1. Herr Wagner,

    danke für Ihren Kommentar und Ihre Anregung mit dem Zug lehrreiche Erfahrungen zu sammeln.
    Ich probiere zum Beispiel Lastenfahräder als Fortbewegungsmittel im täglichen Leben aus. Das ist sehr lehrreich und jeder kann dabei seine Erfahrungen sammeln. Die Kombination ÖPNV und Lastenfahrräder wäre eine sinnvolle umweltschonende Kombination.

    Ich könnte mit einem Lastenfahrrad von Holzheim zu einm Bahnhaltepunkt in einem der Pohlheimer Stadtteile mit Bahnanschluss radeln. Was hätte ich dabei gelernt?
    Es gibt Beförderungsrichtlinien!
    Seit dem 1. August 2019 gilt ein neuer Passus in den Beförderungsbedingungen der DB: „Sogenannte Lastenräder (Fahrräder oder Pedelecs mit festen Aufbauten für Lasten- und/oder zum Transport von Kindern) sind von der Mitnahme ausgeschlossen.

    Das ist doch wirklich lehrreich!

    Dann doch lieber mit einem schnellen “elektrischen Vierradtransporter” direkt zum Ziel und wieder Zurück.
    Würden juristische und versichrerungstechnische Gründe das autonome Fahren zulassen und nicht verhindern, so hätte uns der flinke “elektrische Vierradtransporter” auch schon mit “high speed” über die Autobahn zum ÖPNV Versuch mit dem 11 Stundenkilometer schnell fahrenden Omnibus in Bad Soden Salmünster “autonom hingefahren”.
    Die Zukuft ist schon da, aber die amtliche Zulassung wird wohl noch dauern…………..

  2. superkurzer Kommentar:

    Danke für den informativen Beitrag.

    Randbemerkung zu dem letzten Satz:

    (…) “Der Besuch der Pohlheimer FREIE WÄHLER erfolgte mit einem elektrisch angetriebenen Pkw, so dass auf der Hin- und Rückfahrt zur „Information über autonomes Fahren“, zusätzlich der Aspekt der „Mobilität ohne Verbrennungsmotor“ in der Praxis getestet werden konnte.” (….)

    Kenne mich mit den Örtlichkeiten in Salmünster – Bad Soden von früher aus. Also der Weg vom Bahnhof nach dem Kurort rüber ist doch nicht allzuweit. Selbst für die Grauhaar-Fraktion zumeistern.

    Von daher wäre eine An- bzw. Abfahrt mit dem Zug auch lehrreich gewesen. Denn im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist (nicht immer, aber immer öfters …) der Zug garnicht so langsam (hier ab Garbenteich Hauptbahnhof für die Hin-und Rückfahrt jeweils unter 2 Std. im Std.-Takt), bequemer als ein Auto sowieso und (bei der 5er-Karte) öfters auch billiger als die größte Dreckschleuder aller Zeiten das benzinbetriebene Auto.

    (Wie das E-Auto in der Umweltbilanz gegen den Zug abschneidet ist mir nicht bekannt. Vielleicht weis das ja ein Leser.)

    Schon vor Jahrzenten hat übrigens Gelnhausen, auch mit Pohlheim was Fläche und Einwohnerzahl betrifft vergleichbar, (dort muss ja beim Zug umgestiegen werden) als eine der ersten deutschen Städte einen richtungsweisenden Stadtbusverkehr eingeführt. Anstatt ellenlanger Überlandbusse wurden (für das in der Altstadt sehr bergige Gelnhausen und für die schmalen Gassen der eingemeindeten “Vororte” – sprich ehemaligen Dörfer) kurze Busse angeschafft. Vielleicht wäre im Tagesprogramm dann auch dort ein informativer Zwischenstopp zum Thema (genauer reicht die Kapazität der kurzen Busse?) sinnvoll gewesen.