Heute nehme ich euch auf eine Wanderung in den Kinzenbacher Wald mit. Hier kann man nicht nur frische Luft tanken. Dieser Wald versteckt ein geologisches Highlight der Region, direkt neben geschichtsträchtigen Verteidigungsanlagen und historischer Romantik. Wir starten an der Kinzenbacher Grillhütte. Diese bietet genug Parkplätze, Sitzmöglichkeiten und einen kleinen Spielplatz. Eine Infotafel erklärt die Wege im Wald, jedoch ist die Beschilderung auf den Wanderwegen nicht besonders gut. Ein Navi im Handy kann hilfreich sein, falls man vom Weg abgekommen ist. Wir gehen den befestigten Weg bergauf in den Laubmischwald. Am Wegesrand gibt es bereits viele Lichtungen, auf denen Wildblumen wie Fingerhut und Waldspringkraut wachsen. Das Waldspringkraut hat im Volksmund auch den Namen: Rühr-mich-nicht-an. Warum es den Namen hat erfährt man, wenn man die dicken Balgfrüchte anfasst. Ich überlasse euch den Spaß es auszuprobieren. Dieser Test ist ungefährlich. Den Fingerhut sollte man aber besser wirklich nicht anfassen. Er ist eine Giftpflanze. Nach 1,3 km biegen wir nach rechts ab. Wenn der Waldweg zu einer Kreuzung zusammen kommt, steht man an der Schutzhütte Frauenkreuz. In Sichtweite der Schutzhütte steht ein Steinkreuz. Auf der angebrachten Tafel steht Folgendes geschrieben:
Rekonstruktion des aus dem 14. Jh. stammenden und 1759 von alliierten Truppen zerstörten historischen Frauenkreuzes. Ermöglicht durch eine Spendensammlung, die 1986 in den Gemeinden rund um den Königsstuhl durchgeführt wurde. Das Kreuz, damals als Zeichen zur Beachtung des “Gottesfriedens” errichtet, möge auch heute den Menschen zum Frieden mit sich und der Schöpfung mahnen.
18. Mai 1987
Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft Lahntal e.V.
Die Schöpfung achten, ist in der heutigen Zeit besonders wichtig. Selbst hier in unserem Wald sind die Schäden der trockenen Jahre unübersehbar. Man erzählt sich auch von einem Reuegeplaktem, der das Kreuz errichten ließ, weil er dort seine angeblich untreue Ehefrau ermorden ließ. Solche Sagen gibt es oft für die verschiedensten Frauenkreuze. Nach einer kurzen Rast auf historischen Grund geht es weiter, links des Weges in Richtung Sternschanze.
Die Sternschanze am Königsstuhl ist eine Verteidigungsanlage aus dem siebenjährigen Krieg. Sie wurde Ende 1759 von alliierten Truppen unter Ferdinand von Braunschweig und Wilhelm zu Schaumburg-Lippe errichtet. Zu dieser Zeit lagen sich im Raum Gießen alliierte Truppen nördlich der Lahn und französische Truppen südlich der Lahn gegenüber. Da die Schanze nie in Kampfhandlungen verwickelt war, ist sie als Bodendenkmal sogar für den nicht Archäologen gut zu erkennen. Das Blätterdach der dicken Buchen geben dieser Anlage eine besondere, schaurig schöne Ausstrahlung.
Weiter geht es zur geologischen Besonderheit, dem Königsstuhl. Unser Weg wird schmal und steil. Das Rühr-mich-nicht-an verleitet den Wanderer doch noch einmal die Balgfrucht zu berühren. Auf dem Gipfel des Basaltberges bekommt man nun einen tollen Blick auf den Königsstuhl. Der alte Basaltkern steht in seiner vollen Schönheit vor einem. Die erkaltete Lava steht in ihrer natürlichen Sechskant-Säulenform, Säule an Säule beeindruckend im grünen Wald. Wer hier einen Moment verweilt kann fühlen, warum dieser Basaltkegel bereits bei den Germanen als magischer, heiliger Ort besucht wurde.
Jetzt geht es auf den Rückweg. Ab besten geht man den Weg genau so runter wie man den Berg hoch gelaufen ist. Nur ein bisschen Abweichung bedeutet gleich ein vieles an km mehr. Wenn wir an dem Hinweisschild für Sternschanze und Königsstuhl angekommen sind, geht es nur noch gerade aus, den Berg nach unten bis wir wieder an der Kinzenbacher Grillhütte ankommen. Ich hoffe, euch hat die kleine Wanderung von ca. 6 km gefallen. Alle Wege sind gut zu laufen, jedoch ist die Etappe von Sternschanze zum Königsstuhl mit Rolli nicht zu schaffen.