Ungefährlich beginnt das neue Buch von Stefan Koenig „Freie Republik Lich – 2023“. Im Herzen der Natur, im beschaulichen Städtchen Lich im Gießener Landkreis, spaltet zwar der Bau eines Logistikzentrums die Gemeinschaft der Bürger und ihrer Politiker. Doch es sind politisch-wirtschaftliche Ziele aus Sicht der einen und fehlgeleitete, persönlich motivierte Entscheidungen aus Sicht der anderen. Ärger, Vermutungen, Manipulationen und auch Wut und Angst um ein nicht kleines Stück Natur am Ortsrand des Fachwerkörtchens prägen die Stimmung.
Die Katastrophe, die hinter dem raumgreifenden Bau des Logistikzentrums wartet, ahnt noch niemand, sie kündigt sich fast lieblich mit einer „klimatischen Milchschnitte“ an, einer Erscheinung, in Form eines Nebels, einer Wolke, auf die sich die Protagonisten zu Beginn des Werkes noch keinen Reim machen können.
Jene Süßigkeit, die keine ist, kündigt aber auch einen Wechsel im Stil der Geschichte an, die bis dahin ihre Wurzeln in den wahren Begebenheiten und Recherchen des Autoren in Bezug auf das 2021 real gebaute Logistikzentrum hat. Namen der Akteure der Wirklichkeit änderte Koenig in seinem Roman, doch der Bezug zur Realität der vorhergehenden Jahre mit Bürgerprotesten und sogar Bedrohungen ist nachvollziehbar.
Mit der katastrophalen Wettererscheinung ändert sich alles. Dinge tun sich in Lich, die naturwissenschaftlich nicht mehr erklärbar sind, während sich die politische Macht in Deutschland spaltet und damit das Land. Eine Mischung aus Fantasy, Assoziation und Realität bestimmen von da an jene, im wahrsten Sinne des Wortes, „Enklave“ der Natur im bis dahin Hessischen Landkreis.
Koenig, der selbst im Landkreis lebt, enthält sich der Versuchung, konkrete Prognosen über die Folgen des Baus des Warenumschlagzentrums zu stellen und lässt die Menschen und ihre Reaktionen auf dennoch katastrophale Fantasy-Ereignisse mit Gruseleinlage sprechen. Und obwohl der Roman eindeutig politische Gedanken und Beschreibungen enthält, wird er dadurch zusätzlich hoch spannend und zugleich verspielt.
Das 412 Seiten starke Buch erscheint im Laubacher Verlag „Pegasus Bücher“ am 27. Juli und kann nicht nur über den Buchhandel sondern auch direkt beim Verlag unter juergen.bodelle@t-online.de bestellt werden. Preis: EUR 12,90
ISBN: 978-3-9821692-9-3