Das Londorfer Sägewerk- Ein standhafter Schornstein prägt das Dorfbild! Wie lange noch?

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Wie ein Zeigefinger der geballten Faust ragt der Schornstein des (einstigen) Londorfer Sägewerkes heraus. 36 Meter hoch und mit Ziegelsteinen gemauert pustete er die Abluft der sägewerkeigenen Stromerzeugung in höhere Atmosphären. Die einstige Dampfmaschine, die bis 1986 in Betrieb war, ist bereits Richtung Vogelsberg „ausgewandert“. Ein Verein hat das „Gute Stück“ als erhaltenswertes Kulturgut übernommen. Das Sägewerk wird demnächst abgerissen, an gleicher Stelle ist Bauland erschlossen worden. Das Ortsbild -mit dem prägenden schlanken Schornstein- wird sich danach verändern. Sicherlich gewöhnungsbedürftig – es wird etwas fehlen.

Das Sägewerk war einst der größte Arbeitgeber vor Ort. Viele waren ortsansässig, aber auch bei einigen- wie bei den Rüddingshäuser- war die Arbeitsstelle mit einem täglichen Fußmarsch nach Londorf verbunden. Am Sägemehlsilo prangerte die Aufschrift Holzwerk Hch. L. Wissner und darüber das Firmenwappen. Dies kennen allerdings nur noch die Älteren, an der Schrift hat der Zahn der Zeit genagt. Georg Wissner II war der eigentliche Firmengründer. Danach wurde am jetzigen Standort von Heinrich Ludwig Wissner -dem Urgroßvater des jetzigen Besitzers Hanfried Wissner- das Sägewerk den geänderten Bedürfnissen angepasst und nach und nach verändert. Waren es über Jahrzehnte die Lastwagen mit den Dachbalken, die bis in den Ried und Umgebung nach Südhessen fuhren, so wurden danach vermehrt die kleineren Arbeiten in der Zimmerei verrichtet. Hanfried Wissner- das Zimmerhandwerk und das Sägewerk ist mein Leben (dies könnte der Buchtitel seiner Vita sein) – hat die Achtzig überschritten und ist mit Herzblut- so nebenbei und nur noch ein bisschen- immer noch Zimmermann.

Inzwischen ist der Vertrag mit einem Investor „in trockenen Tüchern“. Der Abriss des Sägewerkes- einschließlich des markanten Schornsteins- wird ihn als nächste Maßnahme beschäftigen. Wenn auch nur noch ein kleinerer Teil einer Halle in Wissners Hände bleibt, die Erinnerung des Zimmermann-Meisters wird bei seinem (alten) Sägewerk so bleiben, wie er und viele Londorfer es kannten.

Dank der Unterstützung seines Sohnes und letztendlich auch des Bürgermeisters Florian Langecker- der verstanden hat, dass Steuereinnahmen für die Gemeinde nicht vom Himmel fallen- ist es gelungen einen Investor zu finden, der sich mit großem unternehmerischem Mut und einem Ankerinvestor um die Entwicklung des Geländes kümmern will. Damit konnte für alle beteiligten Parteien eine befriedigende Lösung gefunden werden. Der von Naturschützern angebrachte Zaun blockiert zurzeit noch die Planungen. Erst wenn die im Firmengelände eingenisteten Zauneidechsen eingefangen werden können- keiner kennt die Größe der Population-, könnten die weiteren Schritte vorgenommen werden.