„Die Stunde der Wut“ von Horst Eckert. – Der Düsseldorfer Kommissar Vincent Veih hat eine neue Chefin: Kriminalrätin Melia Adan. Veih hat es mit dem Mord an einer jungen Frau zu tun, der Tochter eines bekannten Psychiaters. War es eine Beziehungstat? Oder geht es um Drogen? Adan forscht weiter nach einer früheren Kollegin vom Verfassungsschutz, hinter deren Verschwinden Neonazis stecken. Der Roman fesselt von Beginn an. Die Themen sind vielschichtig und aktuell. Rechte Gruppen, linke Extremisten, Ausländerhass, Korruption, Amtsmissbrauch usw. Nahezu atemlos liest man die extrem kurzen Kapitel, legt am Ende erschöpft das Buch zur Seite und hofft auf einen baldigen Nachfolger. Ein Politthriller, fast wie aus dem wahren Leben.
„Die Akte Adenauer“ von Ralf Langroth. – Der Roman spielt im Jahr 1953 kurz vor der Wahl des 2. Deutschen Bundestages. Der Deutsch-Amerikaner Philipp Gerber wird vom CIC und dem deutschen Innenminister als Kriminalhauptkommissar beim BKA eingesetzt, um den Mord an seinem Vorgänger aufzuklären. Gemeinsam mit der Journalistin Eva Herden stößt er auf rechte Gruppierungen, die für einen sogenannten Tag X eine Todesliste zusammengestellt haben. Eine interessante und spannende Geschichtsstunde über Eingriffe der USA in bundesdeutsche Angelegenheiten und über die Politik Konrad Adenauers. Sehr anschaulich erzählt mit viel Nachkriegsflair aus der alten Haupt(klein)stadt Bonn und der damaligen Politprominenz. Fast glaubt man den ständig von Sekretärinnen servierten Filterkaffee und die permanent gepafften Zigaretten zu schmecken bzw. zu riechen. Dazu ein Held, der ein bisschen was von James Bond hat. Teil 2 „Ein Präsident verschwindet“ ist schon angekündigt und ich bin sicher dabei.
„Das Geheimnis der Mittsommernacht“ von Christine Kabus. – Ich mag die Norwegenromane der Autorin sehr, Sie handeln von starken Frauen, die in einer von althergebrachten Grundsätzen und von Männern geprägten Welt ihren Weg suchen und finden. Im Jahr 1895 folgt die Deutsche Klara Ordal ihrem Ehemann in seinen Heimatort Roeros. Nach einem tragischen Unglück ist sie mit ihren kleinen Sohn auf ich alleine gestellt. Sie begegnet Sofie, der Tochter des reichen Bergwerksbesitzers Svartstein, die mit ihrem Schicksal im „Goldenen Käfig“ hadert. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht beider Frauen erzählt. Das „Geheimnis“ ist letztlich nicht so spektakulär, aber die Beschreibung des Landes fesselt und man lernt dazu noch einiges über norwegisch/schwedische Geschichte.
„Das Lied des Nordwindes“ von Christine Kabus. – Im Jahr 1905 macht sich die junge Gräfin Karoline auf den Weg von Deutschland nach Norwegen, um nach einem vermeintlichen Sohn ihres schwerkranken Ehemannes zu suchen. Andernfalls geht der Familienbesitz an entfernte, verhasste Verwandte über. Zur gleichen Zeit tritt die 18jährige Liv, ein Mädchen aus ärmsten Verhältnissen, eine Stelle als Dienstmagd bei der Familie eines Lehrers in Stavanger an. Als sie mitbekommt, wie übel der Vater den kleinen Sohn Elias behandelt, muss sie schon bald eine schwerwiegende Entscheidung treffen. Man ahnt zwar schon früh, was Sache ist, das schmälert jedoch nicht das Lesevergnügen. Wir Leser erfahren Wissenswertes über die politische und gesellschaftliche Situation in Skandinavien und in Deutschland. Die Autonomiebestrebung Norwegens, das raus will aus der Personalunion mit Schweden, ist ein ebenso wichtiges Thema wie die Selbstbestimmung von Frauen. Interessant, spannend und auch ein bisschen romantisch. Und wir treffen liebgewonnene Personen aus dem Vorgängerroman wieder.