Giessen/Pohlheim (-). Eltern von Kindern mit Behinderung erleben den Übergang von Kita zur Schule häufig als Bruch. Während es im vorschulischen Bereich gute Unterstützungs- und Beratungsstrukturen für sie gibt, stehen sie mit ihren Fragen und Nöten in der Grundschulzeit oft allein da. Die Lücke will nun die Beratungsstelle „Offenes Ohr“ der Lebenshilfe Gießen – in Zusammenarbeit mit Stadt und Landkreis Gießen – schließen.
Das neue Angebot geht auf eine Initiative von Eltern zurück, die mit ihren Kindern von der Frühförderung der Lebenshilfe unterstützt wurden. Sie erlebten den Einstieg ihres Kindes in die Schule als Rückschritt für sich als Eltern, da eine bewährte Beratungsmöglichkeit wegfiel. Die Eltern wandten sich zusammen mit der Lebenshilfe an die Politik, um auf diese Lücke aufmerksam zu machen. Seit 1. Mai finanzieren nun Landkreis und Stadt Gießen das Beratungsangebot für zunächst ein Jahr. Rückenwind für die Entscheidung bekamen die Ratsuchenden durch das Bundesteilhabegesetz, das Menschen mit Behinderung mehr Selbstbestimmung für ihr Leben zusichert.
„Das Angebot wird schon jetzt sehr gut angenommen. Wir sind sehr froh, dass wir endlich eine Anlaufstelle für Eltern von Grundschulkindern mit Behinderung unabhängig davon, ob vorher Frühförderung in Anspruch genommen wurde, haben. Hier können sie ungefiltert darüber sprechen, wo der Schuh drückt“, berichtet Gabi Mehmet, stellvertretende Bereichsleitung der Ambulanten Hilfen bei der Lebenshilfe. Im ersten Jahr stehen ihr, zusammen mit zwei Kolleginnen, 20 Stunden pro Woche für das „Offene Ohr“ zur Verfügung. „Das ist ein Anfang, mit dem wir zeigen können, wo der Bedarf der Familien liegt. Der Landkreis hat erfreulicher Weise schon signalisiert, das Angebot verstetigen zu wollen“, ergänzt Gabi Mehmet.
Die Beratung orientiert sich am individuellen Bedarf von Grundschulkindern bis zum Übergang in die 5. Klasse. Dabei sind einmalige Kontakte ebenso möglich wie langfristige Beratungsgespräche in größeren Abständen. Der Palette der Beratungsthemen reicht von der Schulwahl, Umgang mit Barrieren und Ängsten im Schulalltag, Einsatz von Teilhabe-Assistenz, Nachmittagsbetreuung und Freizeitgestaltung sowie sozialrechtlichen und finanziellen Fragen. „Eine thematische Festlegung gibt es nicht. Wir sind offen für alles, was kommt. Besonders wichtig ist uns die Hilfe zur Selbsthilfe. Zusammen mit den Eltern möchten wir besprechen, was die Eltern selbst aktiv tun können, um das bestehende Problem zu lösen oder zu reduzieren“, erklärt Mehmet ihren Beratungsansatz.
Besonderes Augenmerk legt die Lebenshilfe auf Prävention. Deswegen können auch Eltern von Kindern mit drohender Behinderung die Beratung wahrnehmen.
Kontakt:
Lebenshilfe Gießen, Gabi Mehmet
E-Mail: beratung-offenesohr@lebenshilfe-giessen.de
Telefon: 0641-79 79 81 44