Giessen/Bad Nauheim/Pohlheim (-). Sophie Scholl, Mitglied der „Weißen Rose“ und eine der bekanntesten Widerstandskämpferin während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, hätte am heutigen Sonntag (9. Mai) ihren 100. Geburtstag gefeiert. Sie starb mit lediglich 22 Jahren, ermordet – gemeinsam mit ihrem Bruder Hans – durch das NS-Regime nach einer Flugblattaktion an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Die Lebenshilfe Gießen sowie die ihr zugehörigen Sophie-Scholl-Schulen gedenken dem Leben und Wirken Sophie Scholls anlässlich des runden Ehrentags. Insgesamt vier Einrichtungen der Lebenshilfe und ihrer Tochtergesellschaft Sophie-Scholl-Schulen gGmbH tragen ihren Namen: Je eine Grundschule in Gießen und Bad Nauheim, eine Gesamtschule in Gießen sowie seit Februar das neue Gießener Kinder- und Familienzentrum „Sophie Scholl“.
Hinsichtlich der Namensgebung für die Sophie-Scholl-Schule, 1998 in Gießen gegründet, erinnert sich Maren Müller-Erichsen, Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen: „Nachdem das Schulkonzept damals fertig war, ging es weiter: Wie nennen wir unsere Schule? Es kamen viele Vorschläge und die damalige Leiterin unserer inklusiven Kindertagesstätte in der Ringallee hatte den Gedanken, Sophie Scholl vorzuschlagen. Wir haben uns recht schnell darauf geeinigt – wir konnten den Namen dieser mutigen jungen Frau mit unserem Konzept verbinden, dass die Kinder selbständig werden, ihre Meinungen sagen und sich niemals unterdrücken lassen.“
Insgesamt existieren in Deutschland mehrere Schulen, die den Namen der Scholl-Geschwister tragen, im Jahr 2010 waren es rund 187. Bei der Benennung der Gießener Schule, erinnert sich Maren Müller-Erichsen, kam es zu einer offiziellen Beantragung bei den Nachfahren Sophie Scholls. Auch eine Vertreterin der Familie war bei der Schuleinweihung zugegen.
“Sophie Scholl vertritt Ideale, die Schüler*innen eine hohe moralische Orientierung bieten”
Patrik Mähling, Geschäftsführer der Sophie-Scholl-Schulen gGmbH, erklärt: „Den Namen Sophie Scholl tragen unsere Schulen – insbesondere unsere Schüler*innen – bis heute mit Stolz. Sie war trotz ihrer jungen Jahre eine faszinierende und vor allem mutige Persönlichkeit, die sich im Laufe ihres viel zu kurzen Lebens zu einer kritischen und engagierten Widerstandskämpferin entwickelt hat. Sie steht für Reflexion, Tapferkeit, Zivilcourage und Nächstenliebe. Während der Verhöre durch die Nazis schützte sie ihre Freunde vehement. Sophie Scholl vertritt Ideale, die Schüler*innen eine hohe moralische Orientierung bieten.“
Auch Dr. Rebecca Neuburger-Hees, Lebenshilfe-Bereichsleitung Kindertagesstätten, würdigt das Erbe Sophie Scholls und bezeichnet die Namensgebung des im Februar eröffneten Kinder- und Familienzentrums im Stolzenmorgen als bewusste und programmatische Entscheidung: „Sophie Scholl steht mit ihrem Widerstandskampf für alle Aspekte, die die Nazis verneinten: Gleichheit und Teilhabe aller Menschen, Inklusion und Anerkennung sowie Wertschätzung von Heterogenität. Diese genannten Werte prägen auch unsere Arbeit in den Kindertagesstätten sowie Kinder- und Familienzentren der Lebenshilfe Gießen. Wir möchten Kinder zu starken Persönlichkeiten erziehen.“
Größere Aktionen zur Erinnerung an Sophie Scholl können pandemiebedingt in diesen Tagen nicht stattfinden. Patrik Mähling versichert jedoch: „Sobald es die Lage wieder zulässt, werden wir das nachholen, nach Möglichkeit im Herbst – und unter Umständen als gemeinsame Aktion von Schule und dem Kinder- und Familienzentrum. Sophie Scholls Wirken wird bei uns niemals in Vergessenheit geraten.“
Weitere Informationen zum Kinderbetreuungs- sowie Schulangebot der Lebenshilfe Gießen und der Sophie-Scholl-Schulen unter www.lebenshilfe-giessen.de und www.sophie-scholl-schulen.de.