Rund um das Holz- und Technikmuseum im Wettenberger Ortsteil Wißmar ist jedes Jahr an einem Sonntag im April der beliebte Dampf- und Gattertag mit Aktionen und Vorträgen zu Umwelt, Klima und Bildung angesagt. Doch dieses Mal konnte die Veranstaltung des Regionalen Umweltbildungszentrums aufgrund der Pandemie zum wiederholten Male nicht stattfinden. Stattdessen gab es erstmalig eine digitale Vortragsveranstaltung, die zusammen mit der Initiative „Holz von Hier gGmbH“ aus Bayern stattfand.
Holz als erneuerbarer Rohstoff wird zunehmend beliebt bei Häuslebauern, Architekten und Klimaschützern. Um unabsehbare ökologische Katastrophen, aber auch verheerende gesellschaftliche Folgekosten zu vermeiden, müssen wir die weitere Klimaerwärmung mit allen Mitteln bremsen. Hierbei hat Holz eine wichtige Funktion. Herr Dr. Philipp Strohmeier, Biologe und Initiator von „Holz von Hier“, stellte in seinem Online-Vortrag heraus, dass ein Baum der Atmosphäre über die Blätter beim Wachsen Kohlendioxid (CO2) entzieht und es im Holz als Kohlenstoff speichert – etwa 900 kg CO2 pro Kubikmeter Holz. Wenn das Holz in langlebigen Produkten verarbeitet wird, stellt es neben dem Wald einen CO2-Speicher dar, zumindest so lange, wie die Lebensdauer des Produktes ist. Am Ende wird Holz verbrannt, ersetzt damit z.B. Erdöl, oder es wird idealerweise recycelt und in anderen Produkten verarbeitet. Wichtig sei, dass Holz Rohstoffe ersetzen kann, die mit viel Energieaufwand und damit CO2-Ausstoß hergestellt werden. Holz gilt daher als ein Beitrag zum Klimaschutz per se.
Hier muss man jedoch genauer hinschauen. Während der Ernte des Holzes, dem Transport und der Herstellung der Holzprodukte entstehen CO2-Emissionen. Holz ist also nur dann ein wirksamer CO2-Speicher, wenn einerseits in dem Wald, in dem es geerntet wurde, auch in hundert Jahren wieder Bäume nachgewachsen sind und andererseits die Emissionen bei der Herstellung möglichst niedrig sind. Wie Dr. Strohmeier betonte, spielen die Transporte hier die ausschlaggebende Rolle.
Holz ist zwar ein potenziell sehr regionaler Roh- und Werkstoff, allerdings sind in der heutigen Zeit die Warenströme zunehmend global geworden und das betrifft nicht nur Tropenholz, sondern Holzarten, die auch in unseren Wäldern wachsen. Bei langen Transporten ist ein Großteil des CO2-Speichers durch CO2-Emissionen aufgezehrt.
In seinem sehr gut verständlichen Vortrag, der auch noch über die Homepage des Holz- und Technikmuseums abgerufen werden kann, wollte Dr. Strohmeier jedoch eine Lösungsmöglichkeit aufzeigen: die Zertifizierung von Holz aus der Region. So könne nachvollziehbar Holz mit geringen Entfernungen vom Wald über das Sägewerk bis zum Endverbraucher genutzt werden. Das Netzwerk des Klima- und Umweltzeichens, das im Aufbau ist, werde stetig erweitert.
Die Beschaffung des Holzes ist in der Regel Sache des liefernden oder ausführenden Unternehmens. Hier bietet das Label „Holz von Hier“ ein einfach nutzbares Instrument an. Das Umweltzeichen ist zugleich ein Gütezeichen im Sinne des § 34 VgV, welches in Ausschreibungen verankert werden kann. Mit einem entsprechenden „Holz von Hier“ Nachweis können private und öffentliche Auftraggeber schnell und einfach erkennen, ob besonders klimafreundliches Holz geliefert und verwendet wird. – (Textquelle: Rita Kotschenreuther, zertifizierte Waldpädagogin bei HESSEN FORST)