Zuhause Entdecken- Das Badezimmer

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Badezimmer im Heuhotel Heuchelheim
Badezimmer im Heuhotel Heuchelheim

Unser Badezimmer ist ein Ort des Wohlfühlens, der Stille, der Erleichterung. Eine Oase der Ruhe. Für viele von uns ein sehr wichtiger Raum in unseren Häusern oder Wohnungen. Besondere Lichtarrangements, Duft und Dekoartikel sorgen für eine Wohlfühlstimmung. Die tägliche Dusche ist für uns so normal wie der Gang zur Toilette. Doch es gab eine Zeit, in der wir weder eine Dusche oder Badewanne, noch eine Toilette in der Wohnung oder Haus hatten. Wir hatten schlichtweg vergessen wie wichtig dieser Raum für unsere Gesundheit ist. Richtig gelesen, wir hatten die Nutzung von Bad und Toilette zwischenzeitlich verlernt. Archäologische Funde in Pakistan belegen Duschzellen und Toiletten in Häusern, die auf die Zeit um 2600 v. Chr. datiert werden können. Auch Ramses III hatte sein stilles Örtchen, das über eine Abwasserleitung verfügte. Die Griechen hatten bereits im ersten Jahrtausend vor Christus die Toilette in den Bürgerhäusern. Die alten Griechen erfanden auch die öffentliche Toilette, welche von den Römern übernommen wurde. Hier kann man aber nicht von einem stillen Örtchen sprechen. Im alten Rom saßen die Bürger gemeinsam in einem Raum, Loch an Loch beieinander. Es wurden Verträge ausgehandelt und der neuste Klatsch und Tratsch besprochen. Die Römer hatten einen fließenden Abwasserkanal unter der Toilettenanlage. So wurde die Notdurft direkt abtransportiert. Selbst an die Reinigung nach dem Toilettengang dachte Cäsar und Co. Die Römer nutzten einen Schwamm am Stock, um sich den Hintern abzuwischen. Hygiene war den Römern so wichtig, dass man auch öffentliche Badeanstalten baute, die sogar mit beheizten Wänden und Fußböden ausgestattet waren. Es waren keine Schwimmbäder, sondern man könnte sie eher mit einem türkischen Hammam vergleichen. Dampfbad, Massage und Reinigung sollten den Bürgern zur Verfügung stehen, egal wo sie im römischen Reich lebten. So wurde die Badekultur in fast ganz Europa eingeführt. Doch dann zerfiel das Römische Reich und damit auch die Wasserleitungen, Toilettenanlagen und Badehäuser. Das Know-how wurde schlichtweg nicht weitergegeben. Nun mussten auch die Wohlhabenderen wieder auf den Nachttopf, der hinter dem Haus, der Ablaufrinne am Straßenrand, der Gosse oder dem Misthaufen entleert wurde. Die öffentliche Toilette gab es nicht mehr, dafür gab es nun zwei neue Berufe. Einmal das Pissmännchen, ein Mann, der einen Eimer parat hielt, wenn die Obrigkeit mal pinkeln musste. Seinen Lohn durfte er sich aus dem Eimer fischen. Die Damen der feinen Gesellschaft ließen einfach laufen. Für das große Geschäft war die Abtrittsanbieterin zuständig. Sie hatte einen großen weiten Mantel und einen Eimer. Wer es bezahlen konnte, wurde mit dem Mantel umhüllt auf den Eimer gelassen. Der Inhalt der Eimer landete dann doch wieder hinter einer Hausecke. Oft genug wurde der Inhalt des Nachttopfes auch einfach aus dem Fenster geschüttet, genau wie die Küchenabfälle und Schlachtabfälle. Den Gestank des Mittelalterlichen Europas möchte ich mir nicht einmal vorstellen. Wer es sich leisten konnte, baute einen kleinen Erker an sein Haus. Hier gab es dann auch wieder ein stilles Örtchen, der Abtritt, eine Art Bank mit Loch. Hier ging die Notdurft durch ein kurzes Fallrohr in den Burggraben oder die Straße. Gebadet wurde im Mittelalter in sogenannten Baderhäuser. Hier standen große Wannen mit warmen Wasser, die Badezuber. Der normale Bürger konnte sich das Baderhaus meist nicht leisten und nutzte eine Wanne in der heimischen Küche fürs wöchentliche Bad. Die Baderhäuser waren nicht unbedingt hygienisch. Hier wurden Zähne gezogen, Geschwüre versorgt, geschröpft und auch der Aderlass fand in diesen Räumen statt. Der Bader war der Arzt des kleinen Mannes, wenn er ihn denn bezahlen konnte. Aufgrund des Unrates in den Straßen hatten viele Städte des Mittelalters mit Seuchen zu kämpfen. Pest, Cholera und Typhus waren gegenwärtig. Viele Städte versuchten mit Verordnungen den Dreck aus den Straßen zu bekommen. Wohlhabende Städte leisteten sich den Schlampeiser. Ich nenne ihn einmal den Urvater der Stadtreinigung. Der Schlampeiser zog mit Karren, Eimer und dem Schlampeisen durch die Gassen. Mit dem Eisen wurde der Dreck aus den Gossen gezogen, per Eimer auf den Wagen verfrachtet und vor die Stadtmauer gebracht oder im nahegelegenen Fluss entsorgt. So wurde der Duft der Großstadt erträglicher. Badezimmer mit Badewanne gab es nur in den Schlössern. Noch im 18. Jahrhundert machten die meisten Europäer auf die Straße. Wer etwas auf sich hielt, hatte einen Leibstuhl. Hier kommt auch das Wort Stuhlgang her. Der Leibstuhl war ein Stuhl mit eingebauter Schüssel. Da kam nur ein Deckel drauf. Abgewischt wurde mit einem Stück Stoff. Die Leibdiener durften den Leibstuhl reinigen. Erst 1596 hatte Königin Elisabeth I die erste Toilette mit Wasserspülung. Dieser Luxus war für die meisten ein nicht zu bezahlender Luxus. In einigen Mietshäusern gab es bis Ende des 19. Jahrhunderts noch die Etagentoilette in Form eines Plumpsklos. Hier wurde die Notdurft mit Kalk abgedeckt. Wasserspülung gab es nicht. Erst bei der Londoner Industrieausstellung 1851 wurde die erste öffentliche Toilette mit Wasserspülung vorgestellt und belächelt. Hier gab es fließendes Wasser zum Händewaschen und elektrisches Licht. Diese Toilette ist der unseren schon sehr ähnlich. Dusche oder Badewanne ist aber immer noch ein Privileg der Reichen. Mit der Industrialisierung kamen dann auch die öffentlichen Badeanstalten zurück. Diese wurden oft von Industriellen gestiftet. Die Arbeiter sollten bei Laune gehalten werden. Gießen bildet hier auch eine Ausnahme. Das Gießener-Volksbad wurde von einer Spendenaktion der Gießener Bürger bezahlt und stand dort wo heute das Karstadtparkhaus steht. Erst im 20. Jahrhundert findet Badewanne und Spültoilette den Weg in die Häuser. Mit der Spültoilette verschwand das Stofftuch zum Hintern abputzen. Das Toilettenpapier wurde nun industriell hergestellt. Und was ist heute der neuste Schrei im Bad und der Toilette? Wir finden immer öfter nicht nur eine Dusche, sondern sogar einen Whirlpool in unserer privaten Wohlfühloase. In Japan ist der beheizte Toilettensitz schon fast normal. Hier findet man die Toilette mit eingebauter Hinterndusche und Trocknung, was das Toilettenpapier einsparen soll. Die neuste Technik ist die nachhaltigen Komposttoilette. Also wieder zurück zum Plumpsklo? Lassen wir uns überraschen. Die Geschichte unseres Badezimmers, besonders unserer Toilette ist alles andere als Langweilig.

Finde die Toilette am Schloss

https://www.youtube.com/watch?v=_02pD8FhyoI

Nicole Freeman
Berufstätiger Familienmensch,humorvolle Romantikerin. Seit neustem Autorin mit Autoren-webshop. https://publish.bookmundo.de/site/?r=userwebsite/index&id=nicole_freeman

2 Kommentare

  1. Zur griechisch-römischen Gemeinschaftstoilette: eine solche kann man auch in Ephesus, gegenüber der berühmten Celsus-Bibliothek besichtigen. Den Toilettenbesuchern brachten ihre Sklaven aus der Bibliothek Papyrusrollen zum Lesen, wenn sie sich nicht gerade unterhalten wollten. Außerdem wohnten die wohlhabenden Toilettenbesucher am Stadtrand an den ansteigenden Hügeln und hatten einen relativ weiten Weg zur Toilette. In den kühleren Jahreszeiten schickten sie daher ihren Leibsklaven eine gute Zeit vorher zur Toilette, damit der den steinernen Sitz vorwärmen konnte/mußte. Diese Funktion nannte man “vorsitzen”, auf lateinisch “präsidere”. Daher käme der Begriff “Präsident”, erläuterte schmunzelnd der Fremdenführer.