Rezension des Buches „Der Verlust eines Hundes – und wie wir ihn überwinden“
Autorin ist die Wetzlarer Wolfsexpertin Elli H. Radinger
Ehrlich gesagt bin ich mit gemischten Gefühlen an das Buch heran gegangen. Wer beschäftigt sich schon gern mit dem Thema Tod und Sterben? Und was würde mich in dem Buch alles erwarten? Also Taschentuch bereit gelegt (welches auch mehrfach zum Einsatz kam) und los gelesen. Es ist ein Buch, das man nicht wieder aus der Hand legen kann.
Das Buch beginnt mit sehr persönlichen Einblicken der Autorin – nämlich mit dem Sterben ihrer eigenen Hündin – und aller damit verbundenen Gefühle und Zweifel. Gleich wird deutlich, dies ist keine nüchterne Abhandlung eines Themas, sondern eine gefühlvolle Darstellung, in die selbst erlebte Erfahrungen eingeflossen sind.
Großer Raum wird dem Thema Euthanasie gegeben. Die Autorin geht auf die Wahl des richtigen Zeitpunkts und den Umgang mit evtl. auftretenden Schuldgefühlen ein. Wichtig ist auch der Hinweis, dass es verschiedene Formen der Euthanasie gibt und der Rat, sich frühzeitig mit dem Tierarzt darüber auszutauschen.
Es folgt ein Kapitel über den Sterbeprozess und die verschiedenen Phasen des Trauerprozesses, die Elli Radinger sehr ausführlich beschreibt. Dabei wird deutlich, dass Jeder diese Phasen durchlebt, wenn auch in unterschiedlicher Reihenfolge und Intensität.
Der letzte Teil des Buches ist ein praktischer Ratgeber. Auch hier finde ich sehr wichtig, dass man sich schon zu Lebzeiten des Hundes dazu Gedanken macht, denn bei einem plötzlichen Tod, hat man gar nicht genügend Zeit, sich über die Möglichkeiten zu informieren. So stellt sich die Frage, ob der verstorbene Hund dem Tierarzt überlassen wird oder ob er im eigenen Garten begraben wird. Weitere Möglichkeiten sind Einäscherung, Grab auf einem Tierfriedhof und sogar eine Seebestattung ist möglich.
Beispiele für Trauerrituale zeigen, wie man mit der eigenen Trauer umgehen kann und ein ganz wichtiges Kapitel ist der Trost für Kinder. Eine gute Hilfe sind die Beispiele für Antworten auf Kinderfragen, aber auch Beispiele, wie man nicht antworten sollte, sind aufgeführt. Oft war der Hund liebster Kamerad des Kindes und für Kinder ist es auch meist die erstmalige Begegnung mit Sterben und Tod.
Auch der Frage, wie gehen andere Tiere im Haushalt mit dem Tod ihres Kameraden um, wird nachgegangen. Es folgt eine Philosophie darüber, ob es ein Leben nach dem Tod auch für Tiere gibt, und wie die Sicht der großen Weltreligionen dazu ist.
Abgerundet wird der Informationsteil mit Adressen zur Tierbestattung und einer Liste mit weiterführender Literatur zum Thema.
Sehr interessant zum Abschluss ist der Bericht von Wolfsbeobachtungen, die zeigen, dass auch Wölfe beim Tod eines Rudelmitglieds trauern.
Mein Fazit zu diesem Buch: Man sollte es nicht erst lesen, wenn man vom Verlust eines Tieres betroffen ist, sondern schon vorher.
Die Beschäftigung mit Sterben und Tod ist ein Tabu und wird gerne verdrängt. Ich bin froh, dass ich mich für diese Rezension ausführlich mit dem Thema auseinander gesetzt habe. Das Buch kann einem den Schmerz beim Tod eines geliebten Tieres nicht nehmen, aber man versteht, was mit einem vorgeht, dass man es in allen Phasen zu lassen soll und dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist. Und es bietet die Chance, sich gemeinsam mit seinem Tier ganz bewusst auf den bevorstehenden Abschied vorzubereiten. Für alle, die schon einen Verlust erlitten haben: Sie werden sich selbst mit den eigenen Gefühlen und Zweifeln in dem Buch wieder finden.
Es ist zwar ein trauriges, aber auch ein sehr schönes Buch, da es nicht nur von den Fakten, sondern eben auch von Emotionen handelt.
Ich kann es jedem Tierbesitzer nur ans Herz legen!