von Bürgerreporter Jakob Handrack | Das elektro-akustische Trio SpaceCor entführte die Zuhörer in kosmische Sphären, in eine Reise in weitentfernte Galaxien am vergangenen Samstagabend im fastenZEITraum in der Kulturkirche St. Thomas Morus.
Klar und direkt hört man die Musik beim Betreten der Kirche an diesem Samstagabend. Mit einem wohligen Schauer umhüllen einen die Klänge von Frank Rühl (E-Gitarre), Johannes Oehlmann (Percussion) und Werner Cee (Bass). Doch etwas ist anders. Man blickt sich um. Doch man sieht die Musiker – auf den ersten Blick – nicht. Schließlich, weit hinten am anderen Ende unterhalb des westlichen Kirchenfensters, erkennt man sie: rechts und links vom Tabernakel hat das Trio Aufstellung bezogen. Der weite Abstand hat keine Corona-Gründe. Die besondere akustischen Verhältnisse in dem modernen Kirchenbau aus den 60er Jahren erzeugen eine klangliche Präsenz, die einen vollständig einnimmt und in den Bann zieht, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Man ist gefangen von der Musik und hört: hier sind drei Profis am Werk. Die Musik ist gut aufeinander abgestimmt. Klangkaskaden bäumen sich auf, verhallen in der Ewigkeit und erzeugen eine anmutige Transzendenz. Das Raumschiff „SpaceCor“ hebt ab in ferne Galaxien. Starke Vibrationen lassen den Boden erschüttern und beflügeln Endzeitfantasien. Werner Cee hat das Griffbrett eines Kontrabaß elektronisch abgenommen und verstärkt. Über mehrere digitale Kanäle erzeugt er eine Vielstimmigkeit und jene unheilvolle Prophezeiung, die sich damit assoziiert. Johannes Oehlmann bildet mit einer ganzen Sammlung an unterschiedlichen Gongs einen dichten Klangnebel, während Frank Rühl an der e-Gitarre solistische Färbungen liefert. Ein durch und durch beeindruckendes Musikerlebnis mit cineastischen Ausmaßen.
Improvisation nach Mompou
Am kommenden Samstag, den 27. März, schließt die Reihe des fastenZEITraum – Forum für Neue Improvisierte Musik mit dem Pianisten und Jazzmusiker Raik Rudinger aus Gießen. Rudinger studierte klassisches Klavier bei Prof. Wolfgang Glemser in Cottbus und Schwerpunkt Jazzmusik bei Prof. Wolfgang Köhler in Berlin. Er spielte in verschiedenen Jazzformationen (u.a. den Blue Bolts) und seit 2003 mit dem Jazzsaxofonisten Nils Hartwig, mit dem zahlreiche Aufnahmen entstanden. Seit 2013 hat Rudinger einen Lehrauftrag am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Eine Musik, die schweigt
2017 entstanden einige Aufnahmen über Improvisationen zu einzelnen Motiven oder ganzen Abschnitten von Stücken aus der „Musica Callada“ des spanischen Komponisten und Pianisten Frederico Mompou (1893-1987). Dessen Stil lässt sich als minimalistisch beschreiben. Seine Musik ist stark beeinflusst von den französischen Impressionisten, insbesondere durch Erik Satie. Mompou war fasziniert von einer Musik, die schweigt, einer Einsamkeit, die tönt. In seinem Zyklus der „Musica callada“ beruft er sich auf den spanischen Mystiker Johannes vom Kreuz aus dem 16. Jahrhundert. Dessen bekanntestes Werk „Die dunkle Nacht der Seele“ hat u.a. eine große Rezeption in der populären Musik gefunden. Nach jener mystischen Vorstellung offenbare sich Gott in diesem passiven Zustand des Menschen am deutlichsten.
Zum letzten Mal am kommenden Samstag, den 27. März zwischen 17 und 19 Uhr im fastenZEITraum, dem Forum für Neue Improvisierte Musik in der Kulturkirche St. Thomas Morus.